Mit „The Bridge Curse 2: The Extrication“ wagen die taiwanesischen Entwickler von Softstar Entertainment (bekannt durch „The Legend of Sword and Fairy“ und „Xuan-Yuan Sword“) erneut einen Ausflug ins Horror-Genre. Während der Erstling noch viele Schwächen aufwies und nicht ganz so gut bei Kritikern und Spielern ankam, sieht es beim zweiten Versuch deutlich besser aus. Ich habe mich ins gruselige Campus-Abenteuer begeben und berichte euch gerne von meinen Erfahrungen.
The Bridge Curse 2: The Extrication ist übrigens am 24. Oktober 2024 für PlayStation 5, Nintendo Switch, Xbox Series X|S und PC veröffentlicht worden. Die Spielerinnen und Spieler kehren in die Wen Hua University zurück und erleben aus der Ego-Perspektive eine ziemlich grausige Horrorgeschichte, die aus vier verschiedenen Perspektiven erzählt wird.
Es beginnt so harmlos…
Am Anfang der Geschichte lernen wir die junge Journalistin Sue Lian kennen, die sich mit einem Studenten treffen will, um mehr über die paranormalen Ereignisse herauszufinden. Drei Studenten der Wen Hua Universität sind nämlich begeisterte Horrorfilmfans und haben sich kurzerhand dazu entschieden, einen eigenen Horrorfilm zu drehen. Die Handlung ihres Films dreht sich um einen schrecklichen Mord, der sich in der Universität in den 1960er Jahren ereignete. Ihr Trailer zum Film ging plötzlich viral, weil man in einer Fahrstuhlszene eine geisterhafte Hand erkennen konnte. Dadurch wurden nicht nur die Medien auf den Film der Studenten aufmerksam, sondern auch die breite Öffentlichkeit.
Das Treffen der Journalistin und den Studenten findet natürlich in der Universität statt, und zwar kurz vor Mitternacht. Auf der Suche nach den Studenten und möglichen Hinweisen zu den paranormalen Ereignissen trifft man nicht nur auf den bizarren Wachmann „Sergeant Huang“, sondern auch auf unheimliche Geister. Schon bald stellt man fest, warum es eigentlich verboten ist, sich nach Mitternacht in der Universität aufzuhalten. Es beginnt eine Flucht auf Leben und Tod.
Zwischen Klamauk und Horror
Trotz vieler gruseliger Elemente und Schockmomente kann man „The Bridge Curse 2: The Extrication“ nicht so richtig ernst nehmen. Die Geschichte ist von Anfang an nicht nachvollziehbar und logisch erzählt. Außerdem verhalten sich die Figuren wie „Sergeant Huang“ absichtlich humoristisch. In einem Spielabschnitt müssen wir zum Beispiel an dem Wachmann vorbeischleichen, um an einen Satz Schlüssel zu kommen. Dabei können wir ihn bei unterschiedlichen witzigen Aktivitäten beobachten. Zum Beispiel bleibt er vor einem Plakat mit einem durchtrainierten Mann stehen und posiert in bester Bodybuilder-Manier.
Auch der Student Doc sorgt für einige Lacher. Er wirkt ziemlich überdreht und trägt für seine Rolle einen ziemlich großen Schnäuzer, was ihn ein bisschen an den Bösewicht aus der Sonic-Reihe erinnert. Trotz einiger humorvoller Szenen kommt der Horror nicht zu kurz. Besonders die Begegnungen mit den Geistern sind sehr gut inszeniert und sorgen für Gänsehaut.
Solide Nummer
Aus spielerischer Sicht gibt es kaum Patzer. Die Steuerung ist intuitiv und die Spielmechaniken sind abwechslungsreich und schnell verständlich. Die meiste Zeit erkunden wir die unterschiedlichen Level der Universität in kleinen Arealen und häufig auch schlauchartig. Hier gilt es, kleine Rätsel zu lösen, die jedoch nicht sonderlich schwer ausfallen und deren Lösung meist in der Nähe zu finden ist. Das Spiel gibt den Spielern genug Hinweise an die Hand, sodass es für niemanden ein Problem darstellen dürfte.
Wenn wir einem Geist begegnen, müssen wir uns verstecken. In diesen Spielabschnitten muss man dem Blick des Geistes ausweichen und entkommen. In den seltenen Fällen, in denen zusätzliche Rätsel gelöst werden müssen, handelt es sich ausschließlich um Schalterrätsel. Erwischt uns ein Geist, ist das Spiel vorbei. Die einzige Möglichkeit, sich vor den Geistern zu retten, ist die Geisterlampe. Mit der Lampe, die wir in einzelnen Spielabschnitten an die Hand bekommen, können wir Hinweise für Rätsel entdecken und Sammelgegenstände enthüllen. Zusätzlich müssen wir das Licht der Lampe nutzen, um vereinzelt Geisternebel aufzulösen. Die Geister nutzen diesen, um uns in einen Bereich einzusperren. Gerade in diesen Situationen kommt ganz schön Nervenkitzel auf, denn es dauert ungefähr 20 Sekunden, bis wir den Nebel aufgelöst haben.
Zusätzlich lädt sich die Lampe mit einem Schutzzauber auf, der uns einmalig vor den Angriffen der Geister retten kann. Greifen sie uns an, dann entlädt sich der Zauber und muss sich zunächst einmal wieder aufladen, bevor wir erneut einen Schutz haben. Dank dieser Spielmechanik haben wir eine größere Chance erfolgreich aus den Begegnungen mit den Geistern zu entkommen, was den Schwierigkeitsgrad auf einem angenehmen Niveau hält.
Die Kombination aus Rätseln und Fluchtelementen ist zwar grundsätzlich eine gute Idee, allerdings hätte ich mir mehr Abwechslung gewünscht. Die Geister sind einfach nicht schnell genug und auch nicht besonders schlau. Deshalb ist die Flucht hier ein Kinderspiel. Nur die Ballerina war eine Herausforderung, da man auf einem engen Raum bei Blickkontakt des tänzelnden Geistes stoppen muss und keine einzige Bewegung mehr vollführen darf, ohne dass der näherkommende Geist einen berührt. Das Spielprinzip ist ähnlich wie beim Kinderspiel „Stopp“.
Ich kann aus technischer Sicht sagen, dass das Spiel keine groben Fehler enthält. In einigen Passagen passt die Übersetzung nicht so ganz. Zum Beispiel wird der Kontakt der Journalistin schon zu Beginn als „Herr“ übersetzt, obwohl wir hier eine weibliche Stimme hören und die Journalistin im Englischen klar die weibliche Anrede verwendet. Die englische Synchronisation ist leider auch nicht besser. Manchmal ist die Betonung nicht passend zur Szene oder die Schauspieler übertreiben es einfach zu sehr. Die Gesichts- und Bewegungsanimationen könnten auch besser sein. Viele Charaktere wirken etwas hölzern, vor allem, wenn sie Treppen steigen. Außerdem ist die Kameraperspektive beim Kauern viel zu niedrig angesetzt, sodass es einem vorkommt, als würde man am Boden liegen.
Fazit
„The Bridge Curse 2: The Extrication“ bietet ein solides Horrorerlebnis, welches sich kaum grobe Schnitzer im Gameplay erlaubt. Im Gegenteil, man setzt auf bekannte Horrormechaniken wie die Jump Scares und das bereits bekannte und beliebte Katz & Mausspiel, bei dem Mann vor Geistern flüchten muss. Zwischendrin streut man einige Rätsel ein und schon ist Rezept fertig.
Schade nur, dass die Geschichte nicht wirklich gut inszeniert und erzählt wird. Zumal diese am Ende mehr Fragen aufwirft, als sie beantwortet. Die englische Synchro kann nur als amateurhaft bezeichnet werden und die Bewegungs- sowie Gesichtsanimationen sind nicht gelungen. Der Humor wirkt an vielen Stellen unpassend und verhindert so den ein oder anderen Gänsehautmoment.
Dennoch hatte ich meinen Spaß in der relativ kurzen Kampagne von knapp fünf Stunden und vergebe
6 von 10 Punkte