Der Fluch von Monkey Island gehört zu meinem absoluten Lieblings Point&Click Abenteuerspielen. Es ist der dritte Ableger der Monkey Island Reihe und ich muss zu meiner Schande gestehen, dass ich die beiden Vorgänger erst vor kurzem richtig gespielt habe. Als sie 1990 und 91 erschienen sind, war ich schlicht zu jung. Zwar hab ich es später mit den Remakes zu beiden Spielen versucht, aber wirklich fesseln konnten sich mich nicht. Als Ron Gilbert in diesem Jahr einen weiteren Teil ankündigte, war ich sofort Feuer und Flamme. Erst später erfuhr ich, dass Mr. Gilbert nur an den ersten beiden Ableger arbeitete.
Leider überschattete den Titel noch lange vor dem Release eine unsachliche Kritik einiger Spieler. Vielen „Fans“ passte der gewählte Grafikstil des Spiels nicht, den man im ersten Gameplay Trailer präsentiert bekam und nicht wenige entschieden sich dazu die Entwickler anzufeinden und zu beschimpfen. Der „Shitstorm“ war so gewaltig, dass Ron Gilbert und seiner Crew der Spaß am Teilen neuer Eindrücke verloren ging. Wie lächerlich diese Thematik ist, zeigt der Release des Spiels. Guybrush Threeepwood zeigt sich auch in diesem Grafikstil charmant wie eh und je. Was ihr von dem neuen Abenteuer erwarten könnt und ob auch Neueinsteiger ihren Spaß haben werden, erfahrt ihr in diesem Test.
https://youtu.be/nKub-41C0BE
Da wo er aufhörte
Nach 31 Jahren schließt Ron Gilbert endlich die Story Lücke, die nach Monkey Island 2: LeChuck’s Revenge entstanden ist und liefert den Fans eine “waschechte” Fortsetzung. Da man bereits zu Beginn der Geschichte ziemlich viel spoilern kann, will ich euch nur folgendes verraten: Ron Gilbert und Dave Grossman machen genau dort weiter, wo sie 1991 aufgehört haben. In der Rolle von Klein-Guybrush und Klein-LeChuck starten wir im berühmten Freizeitpark Big Whoop, der das rätselhafte Ende von Monkey Island 2: LeChuck’s Revenge darstellte. Jahrelang haben sich Fans gefragt, ob das erlebte Abenteuer der beiden Ableger nur ein Hirngespinst der Kinder war und wir Spieler ein fantasiereiches Abenteuer der beiden im Themenpark erlebten. Das Mysterium wird gleich zu Beginn gerissen aufgelöst und spannt euch nicht allzu lang auf die Folter. Wie es aufgelöst wird, müsst ihr allerdings selbst herausfinden.
Gubrush Threepwood kehrt jedenfalls zurück und nimmt sich vor, endlich das Geheimnis um Monkey Island zu lüften. Da er keine Crew und auch kein Schiff hat, versucht er dies zu organisieren, doch wie so oft ist das nicht ganz so leicht, wie er es sich vorstellt. Ganz euphorisch von der Idee wieder nach Monkey Island zu segeln, erfährt Guybrush, dass sein Erzrivale LeChuck, der furchteinflößende Geisterpirat, sich ebenfalls vorgenommen hat, das Geheimnis, um Monkey Island endgültig zu lüften und es beginnt ein irrwitziger Wettlauf.
Nostalgie pur
Return to Monkey Island ist ein klarer Liebesbrief an die treuen Fans der Reihe und das merkt man von der ersten Minute an. Der Soundtrack versetzt einen direkt in die Vergangenheit und die englische Synchronisation ist großartig. Vor allem, da der Schauspieler Dominic Armato erneut Guybrush Threepwood seine Stimme leiht. Leider gibt es keine deutsche Synchro. Schon in der ersten Spielstunde werdet ihr mit Erinnerungen überschwemmt, wenn ihr Melee Island durchstreift und die SCUMM Bar oder die Gouverneurs-Villa aufsucht. Zudem gibt es natürlich ein Wiedersehen mit alten Bekannten wie dem Hochstapler Stan, der immer noch wild mit seinen Armen gestikuliert oder Wally, der als Kartenzeichner seine Brötchen verdient und vielen mehr.
Wer komplett neu in die Reihe einsteigt, wird dennoch seinen Spaß haben. Die Geschichte samt charismatischer Charaktere und irrwitzigen Dialogen ist hervorragend geschrieben und durchbricht sogar oftmals die vierte Wand. Ron Gilbert hat sogar die Thematik um den neuen Grafikstil aufgegriffen und im Spiel humoristisch verarbeitet. Wenn ihr euch dennoch fragt, ob ihr die Teile zuvor gespielt haben solltet, dann heißt die Antwortet definitiv: JA! Schon allein, weil es großartige Pint&Click Adventure sind, aber auch weil die zahlreichen Anspielungen auf die Vorgänger einen deutlichen Mehrwert bieten. Ihr werdet den Humor viel mehr zu schätzen wissen und deutlich besser verstehen können. Zwar gibt es ein Sammelbuch, wo Guybrush auf die wichtigsten Ereignisse aus den beiden Vorgängern eingeht, aber es reicht bei weitem nicht aus, um alles zu erfassen.
Rätselspaß wie immer
Return to Monkey Island wagt keine Experimente und bietet typische Point&Click-Kost. Wir unterhalten uns mit Leuten, sammeln Items auf und kombinieren diese mit bestimmten Personen, Objekten oder anderen Gegenständen im Inventar. Ein ganz klassisches Spielerlebnis eben. Die Rätsel sind nachvollziehbar und schlüssig, was zu einem durchweg angenehmen Spielflow führt. Besonders im leichten Schwierigkeitsgrad kommt man sehr schnell voran.
Zu Beginn des Abenteuers habt ihr die Wahl zwischen zwei Schwierigkeitsgraden. Zum einen den leichten und zum anderen den schweren, wobei der Schwere Modus der empfohlene Spielmodus der Entwickler ist. Die beiden Schwierigkeitsstufen unterscheiden sich lediglich in den Zwischenstufen der Rätsel. Ein Beispiel: im leichten Modus reicht es aus Carla den Vergebungsfrosch zu geben und im schweren Modus müsst ihr den Frosch noch ausfüllen. In beiden Schwierigkeitsmodi gibt es jedoch das Hinweisbuch, welches euch mit Hinweisen versorgt, solltet ihr mal nicht weiterwissen. An der Geschichte ändert der Schwierigkeitsgrad nichts.
Wer zudem neben der zehnstündigen Kampagne noch mehr Knobelspaß sucht, der muss gut die Spielwelt im Blick behalten. Überall liegen Quizkarten verstreut herum, die ihr einsammeln könnt. Im Inventar findet ihr dann ein Quizbuch, wo ihr Fragen auf den eingesammelten Karten zur Monkey Island-Reihe und zum Spiel beantworten müsst. Ein spaßiger nebenvertrieb, der euch zu echten Monkey Island Kennern macht.
Fazit
Ich muss ehrlich zugeben, dass ich zunächst skeptisch war, ob Ron Gilbert und Co. es schaffen werden der beliebten Monkey Island Reihe neues Leben zu verleihen. Viele haben es in der Vergangenheit versucht und der Reihe mehr geschadet als bereichert. Doch nach einer kurzen Eingewöhnung des recht ungewöhnlichen Looks mit dem abstrakten Stil, fühlte ich mich direkt in meine Kindheit versetzt. Der Soundtrack, die Synchro, die Charaktere und die Geschichte haben mich direkt in ihren Bann gezogen und ich habe jede Spielminute genossen. Besser hätte ich mir eine Rückkehr nach Monkey Island nicht wünschen können. Es ist ein durchweg gelungenes Point&Click Abenteuer, was sich Fans nicht entgehen lassen sollten. Doch auch Neulinge sollten sich dieses Werk unbedingt anschauen. Mit einem Preis von 25€ und der knapp zehnstündigen Kampagne macht ihr nichts falsch. Ich vergebe
9 von 10 Punkte