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Banishers: Ghosts of New Eden im Test (PS5)

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Nach dem erfolgreichen Action-Rollenspiel “Vampyr” (2018) haben sich Focus Entertainment und Don’t Nod erneut zusammen getan, um ein weiteres Action-Rollenspiel ins Leben zu rufen. Mit “Banishers: Ghosts of New Eden” liefert man nun einen geistigen Nachfolger zu “Vampyr” ab und versucht an den Erfolg anzuknüpfen. Der Erfolg wäre ihnen nur zu wünschen, denn meiner Meinung nach haben Sie ihr bisher bestes Spiel abgeliefert. Wie ihnen das gelungen ist, verrate ich euch gerne in diesem Test.

Eine Liebe über den Tod hinaus

“Banishers: Ghosts of New Eden” entführt uns in das Jahr 1695. Wir schlüpfen in die Rollen von Antea Duarte und Red mac Raith, die sich als sogenannte Verbanner durchs Leben kämpfen. Ihr guter Freund und Pastor Charles Davenport ruft sie nach Amerika, weil er ihre Expertise als Geisterjäger benötigt. Bei ihrer Ankunft stellen sie jedoch fest, dass Charles bereits von einem bösen Geist, der die Stadt New Eden heimsucht, getötet wurde.

Weil sie geschworen haben, die Lebenden vor den Gefahren der Geister und Schatten zu schützen, die sich weigern, unsere Welt zu verlassen, entschließen sie sich schnell dafür, den gebeutelten Siedlern New Edens zu helfen. Zu spät erkennen sie jedoch die Gefahr, in der sie sich befinden. Antea wird tödlich verletzt und Red überlebt die gescheiterte Verbannung nur knapp. Fortan wird Red von Anteas Geist heimgesucht, die nur Frieden finden kann, wenn ihr Leichnam geborgen wird. In der verfluchten Wildnis Nordamerikas sucht das Paar verzweifelt nach einem Weg, Antea von ihrem neuen Schicksal zu befreien.

Altbekannt und bewährt

Das Action-Rollenspiel “Banishers: Ghosts of New Eden” erinnert mich stark an eine Mischung aus “God of War” (2018) und storyfokussierten Titeln wie der “A Plague Tale”-Reihe oder “The Last of Us”. Ähnlich wie in den genannten Beispielen steuern wir die Charaktere Antea und Red aus der Third-Person-Ansicht. Wir können per Knopfdruck jederzeit zwischen den beiden Figuren wechseln. Anteas Geisterkräfte sind sowohl im Kampf als auch bei der Erkundung der Welt äußerst nützlich. Die Bewegungsfreiheit ist ähnlich eingeschränkt, da wir nur an vorgegebenen Kanten springen können.

 

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Trotz zahlreicher schlauchartiger Passagen, in denen wir linear über Klippen klettern, uns durch enge Felsspalten drücken oder gebückt durch Höhlen gehen, offenbart sich die Spielwelt als riesengroß und offen. Die linearen Abschnitte öffnen sich immer wieder zu größeren Arealen, die vertikal erkundet werden können. Ähnlich wie in “God of War” können wir Abkürzungen nutzen, indem Red ein Seil an einem Balken befestigt, das uns zukünftig beim Klettern hilft.

Immer wieder wird die Erkundung der Welt durch Kämpfe unterbrochen, die sich sehr brachial anfühlen und über ein großartiges Treffer-Feedback verfügen. In solchen Situationen kann Red die Aktionstaste zum Klettern und Interagieren nicht verwenden, wodurch ein Entkommen aus den Kämpfen unmöglich ist. Dennoch empfand ich dies nicht als negativ, da mir die Kämpfe viel Spaß bereitet haben. Trotz der begrenzten Vielfalt sowohl bei der Auswahl der Waffen als auch bei den Gegnertypen blieb der Spielspaß über die gesamte Spielzeit erhalten.

Über die Muskete und das Schwert hinaus lernt Red keine neuen Kniffe im Kampf, und auch die unterschiedlichen Gegnertypen sind nach wenigen Spielstunden bereits alle bekannt. Dennoch bleiben die Kämpfe spannend, da die Geister sich zusätzlich noch in Leichen manifestieren können, wenn wir sie nicht schnell davon abhalten können. Und was Red mangelt, macht Antea teilweise wieder wett.

 

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Ihre Kräfte sind nicht nur schön anzusehen, sondern auch vielfältig. Mal teleportiert sie sich zum Feind oder fesselt diesen mit einem Geisternetz. Wird sie umzingelt, kann sie eine gewaltige Explosion auslösen, und irgendwann nutzt sie sogar Reds Schwert. Die beiden Charaktere ergänzen sich wunderbar im Kampf, und es macht Spaß, die Angriffe zu kombinieren. 

Während Red sich mit Schwert und Muskete gegen die Geister zur Wehr setzt, greift Antea mit ihren Fäusten und besonderen Geisterkäften an. Besonders cool sieht es aus, wenn Reds Schwertangriffe durch die Geister schneiden und sich der Geist in dem Angriffsbereich kurzzeitig auflöst. Im Verlauf des Abenteuers wachsen Anteas Geisterkräfte, wodurch weitere Fähigkeiten sowohl im Kampf, aber auch zur Erschließung neuer Bereiche oder beim Lösen von Umgebungsrätsel benötigt werden. Mit jeder neuen Fähigkeit Anteas wird ein neuer Fähigkeitsbaum freigeschaltet, in welchem wir Reds und Anteas Kräfte immer weiter ausbauen können. 

Mit jedem neuen Fähigkeitsbaum lässt sich der Spielstil ein klein wenig verändern, da wir uns stets zwischen zwei Fähigkeiten für Red und Antea entscheiden müssen. Während Red seine Fähigkeitspunkte klassisch durch Levelaufstiege verdient, erhält Antea ihre Fähigkeitspunkte ausschließlich aus abgeschlossenen Spukermittlung. Diese Spukermittlungen sind kleine Nebengeschichten, in denen Menschen von Geistern oder Dämonen heimgesucht werden. Die Qualität dieser Geschichten ist auf dem Niveau der Hauptgeschichte und sie sind hervorragend inszeniert. In kaum einem anderen Spiel habe ich so eine Fülle an spannenden Geschichten erlebt wie in “Banishers: Ghosts of New Eden”.

Die Entwickler haben es sogar geschafft, den sonst verhassten Fetch-Quests interessante Geschichten aufzudrücken. Zum Beispiel sorgt sich ein Siedler darum, sich bald in einen Werwolf zu verwandeln und die Kontrolle über sich zu verlieren, weil sein Verlangen nach Menschenfleisch immer größer wird. In einem Buch über Werwölfe finden wir die Lösung. Doch da das angebliche Heilmittel aus einer giftigen Pflanze gewonnen wird, entscheiden sich die Verbanner für eine alternative Blume, die so ähnlich aussieht, aber ganz harmlos ist, um den Siedler nicht zu töten.

Ganz schön Düster

Von solchen verstörenden und düsteren Geschichten ist “Banishers: Ghost of New Eden” geprägt. Das Spiel entführt uns in ein koloniales Amerika, das von Hass, Gewalt und dunklen Geheimnissen durchzogen ist. Die Siedler sind gezeichnet von Mord, Verrat, Gier und Habsucht. Zusätzlich wird immer wieder der Völkermord an den Ureinwohnern thematisiert. In dieser beklemmenden Atmosphäre begegnen wir nur wenigen Personen, die gutmütig oder selbstlos agieren.

Die Handlungsstränge in “Banishers: Ghosts of New Eden” sind nachvollziehbar und fesselnd. Jeder Dialog, jedes Schicksal zieht uns in seinen Bann. Die deutsche Synchronisation ist gelungen, und die Sprecher tragen viel zur düsteren Atmosphäre des Spiels bei. Der grandiose Soundtrack setzt in den richtigen Momenten ein und verstärkt das Erlebnis.

Besonders beeindruckend sind die zahlreichen Entscheidungsmöglichkeiten im Spiel, die von den Zielen der Spieler abhängen. Nach Anteas Tod steht Red, und somit der Spieler, vor der Entscheidung, einen Weg für ihre Erlösung zu finden. Drei offensichtliche Wege stehen zur Verfügung:

  1. Wiederbelebung von Antea: Hierfür müsst ihr euch dazu entscheiden, die meisten Siedler zu opfern, denn nur durch ihre Lebensessenz kann Antea wieder zum Leben erweckt werden.
  2. Friedliches Aufsteigen des Geistes: Eine sanfte Erlösung für Antea.
  3. Qualvolle Verbannung in die Leere: Eine schmerzhafte Entscheidung, um den Geist zu bannen.

Eure Wahl beeinflusst den Verlauf der Geschichte und die Zukunft der Charaktere. Diese drei Entscheidungsmöglichkeiten stehen uns in fast jeder Spukgeschichte zur Auswahl. Abhängig von unserer Wahl verändert sich unsere Spielwelt merklich. Wenn wir einen Siedler töten, erhalten wir folglich keine weiteren Quests von dieser Person. Die direkten Konsequenzen unseres Handelns werden uns in kleinen Zwischensequenzen aufgezeigt. Die Summe aller Entscheidungen führt zu einem von fünf möglichen Enden der Geschichte, was durchaus zu einem oder mehreren Spieldurchläufen motiviert.

Typische RPG-Mechaniken

Wie in jedem Action-Rollenspiel mangelt es bei “Banishers: Ghosts of New Eden” nicht an Loot oder Erkundungsmöglichkeiten. Die abwechslungsreiche Spielwelt verschlägt uns in dunkle Minen, eine vom Krieg gezeichnete Sumpflandschaft,  zahlreiche Höhlen, schneebedeckte Berge und dichte Wälder. Am Wegesrand sammeln wir unzählige Materialien wie Blumen, Erze oder ähnliches ein, die zur Verwendung von Ritualen benötigt werden. Einige Geister und Schemen zeigen sich uns nicht immer und müssen zunächst durch ein Ritual beschworen werden. Doch zur Beschwörung benötigen wir meist nur sehr wenige Ressourcen, sodass ein mühsamer Grind nicht zu befürchten ist. 

Darüber hinaus werden weitere Materialien, die wir auch aus Truhen bekommen, für das Verbessern der Ausrüstung wie Schwert, Muskete, Ringe oder auch Tracht benötigt. Die Erkundung der Welt fällt durchaus belohnend aus, da wir nicht nur mit Ressourcen, sondern auch immer neuen Ausrüstungsgegenständen belohnt werden.

Auch an unterschiedlichen Aktivitäten, abseits der spannenden Nebengeschichten, mangelt es dem Spiel nicht, so gibt es zum Beispiel verfluchte Truhen, die besondere Gegenstände beinhalten, jedoch zunächst durch ein Ritual gesäubert werden müssen. Für das Ritual werden jeweils drei Strohpuppen benötigt, die irgendwo in der Spielwelt verborgen und gefunden werden müssen. Darüber hinaus gibt es Schmennester zu säubern oder große Bestien zu besiegen. 

Technik

“Banishers: Ghosts of New Eden” beeindruckt mit seiner wunderschönen Grafik und liebevoll gestalteten Details. Leider läuft das Spiel nicht immer ganz reibungslos. Bei zu langem Sprinten gerät es leicht ins Stocken, und die Framerate bricht kurzzeitig ein. Auch das Öffnen der Karte oder des Inventars erfolgt nicht immer flüssig. Trotzdem konnte ich das Spiel größtenteils ohne Probleme genießen. In hektischen Kämpfen gab es keine Ruckler oder Framedrops. Gelegentlich blieb der Charakter Red nach Kletterpassagen im Boden stecken und reagierte kurzzeitig nicht auf die Steuerung. Nach mehreren Versuchen ließ er sich jedoch wieder bewegen. Alles in allem konnte ich über diese technischen Mängel hinwegsehen und der Spielspaß wurde dadurch nicht beeinträchtigt.

Fazit

“Banishers: Ghosts of New Eden” ist ein unvergleichliches Abenteuer, welches mich von Anfang an durch eine starke Atmosphäre und spannende Geschichte in den Bann ziehen konnte. Dabei ist nicht nur die Hauptgeschichte gelungen ausgearbeitet, sondern auch die vielen Nebengeschichten, die wir erleben können. Selbst Nebenaufgaben werden intelligent in eigenständige Geschichten eingeflochten, sodass selbst die sonst verhassten Fetch Quests belohnend und spannend ausfallen.

Mit der überwiegend schlauchartigen Spielwelt, die sich immer wieder in größere Areale aufschließt, erinnert das Gameplay stark an eine Mischung aus “God of War” (2018) und die “A Plague Tale”-Reihe. Man merkt jedoch an vielen Ecken, dass dem französischem Studio Don’t Nod noch nicht das Budget eines “God of War” zur Verfügung steht und man einige Abstriche in Kauf nehmen muss, wie die mangelnde Vielfalt im Kampf. 

Trotz einiger Kritikpunkte kann sich “Banishers: Ghosts of New Eden” sehen lassen und ist, in meinen Augen, jetzt schon ein gelungenes Highlight in dem noch jungem Spieljahr. Nach knapp 35 Spielstunden habe ich die Kampagne vorschnell beendet, um euch endlich meinen Testbericht abliefern zu können, dabei habe ich noch zahlreiche Quests links liegen lassen. Wer wirklich alles erleben möchte, wird locker an die 60 Spielstunden benötigen. Ich kann das Spiel jedem begeisterten Fan von Story-lastigen Spielen nur wärmstens ans Herz legen und vergebe: 

8.5 von 10 Punkte