Ace Attorney Investigations Collection im Test (PS4): Endlich frischer Wind!

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Seit Anfang der 2000er begeistert nun die Ace Attorney-Reihe von Capcom die Spieler mit ausgefallenen Geschichten und Charakteren. Lange Zeit gab es die Spiele nur für Nintendo-Handhelds. In den letzten Jahren wurden sie aber nach und nach alle für moderne Systeme portiert, darunter auch Titel, die nur in Japan erschienen sind, wie auch Ace Attorney Investigations 2.

In der neusten Ace Attorney Investigations Collection wird die Perspektive gedreht: Statt eines Strafverteidigers erlebt ihr die Abenteuer mit dem Staatsanwalt Miles Edgeworth. Wie sich das Gameplay im Vergleich zu den klassischen Ace Attorney-Spielen schlägt, erfahrt ihr in diesem Testbericht.

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https://youtu.be/vDEm337yt5U?si=eg31_3wuUkv6l2p6

Es beginnt mit einem Mord…

Die Ace Attorney Investigations Collection beinhaltet zwei Titel, die sich rund um den Staatsanwalt Miles Edgeworth drehen. In beiden Teilen wird Miles in unterschiedliche Mordfälle verwickelt, die es aufzudecken gilt. Während der erste Ableger mit einem mysteriösen Mord beginnt, muss Miles in zweiten Teil zunächst einen Anschlag auf den Präsidenten untersuchen. Alle Geschichten sind in sich geschlossen erzählt und mindestens so spannend wie die Detetcive Conan Episoden oder ähnliche Kriminalgeschichten.

Altbewährte Formel, neu ausgelegt

Im Gegensatz zu den anderen Ace-Attorney-Spielen bewegt ihr euch hier größtenteils außerhalb des Gerichtssaals. Ihr untersucht Tatorte, sprecht mit Verdächtigen und findet so nach und nach heraus, was passiert ist und wer dafür verantwortlich ist. Edgeworth braucht im gegensatz zu den vorigen Protagonisten der Spielreihe nicht unbedingt den Gerichtssaal, um Zeugen zu befragen, sie zu Aussagen zu bewegen und Beweise zu präsentieren.

Das Spiel zeigt deutlich, dass hier mit einer neuen Art von Gameplay experimentiert wurde. Es ist noch nicht ganz ausgereift. So könnt ihr zum Beispiel nicht nach Lust und Laune die Orte wechseln, sondern verbleibt so lange dort, bis ihr alle Hinweise entdeckt habt. Doch auch die Erkundung der Spielwelt ist diesmal anders. In früheren Teilen habt ihr nur die Ausschnitte einer Szenerie gesehen und konntet dort per Klick einzelne Objekte untersuchen. Miles hingegen ist mobil, kann direkt in der Welt gesteuert werden, wie in einem Point & Klick Adventure.

Eine Stärke des Spiels sind einmal mehr seine Charaktere, die allerlei Macken haben und in Erinnerung bleiben. Etwa einer, der wie ein Tiger brüllt. Warum auch nicht? Auch bekannte Figuren haben einen Auftritt, wie Inspektor Dick Gumshoe, der Miles nicht von der Seite weicht und ihm tatkräftig bei den Ermittlungen unterstützt. So kann man ihn um Rat bitten, wenn man einmal nicht weiterweiß.

Ganz schön knifflig

Sobald ihr genügend Beweise zusammengetragen und euch unterhalten habt, ist es Zeit für eine Debatte, die stark an die Kreuzverhöre aus Phoenix Wright erinnert. Miles hört sich die Zeugenaussage an, kann bei Verstrickungen Hinweise vorlegen, die das Gegenteil beweisen oder eben auch versuchen verbal das Lügenkonstrukt zu entlarven. Und genau wie in der Hauptreihe, werden Irrtümer bestrafft. Irrt ihr euch zu oft, heißt es Game Over.

Wenn ihr einen Widerspruch aufgedeckt habt, versucht euer Gegner oft, sich durch neue Aussagen zu retten. Diese sind jedoch in der Regel auch mit Fehlern versehen. So geht das Spielchen immer wieder von vorne los, bis wir den Willen unseres Gegenübers komplett gebrochen haben und dieser endlich mit der Wahrheit um die Ecke kommt.

Das Logiksystem ist dabei ganz klar erkennbar. Zusätzlich zu konkreten Beweisen werden auch Theorien erstellt. Man muss zwei Theorien ausarbeiten, die miteinander übereinstimmen. Wenn ihr zum Beispiel neben der Leiche einen verschmutzten Schuh und etwas weiter entfernt Schuhabdrücke findet, verbindet diese miteinander, um zusätzliche Informationen zu erhalten.

Bestimmte Szenen werden gelegentlich auch in CGs abgebildet, die ihr mithilfe eines Pointers genauer untersuchen könnt. Sollte dabei ein Widerspruch zu einem der Beweise auftreten, müsst ihr diesen aussprechen. Diese Option erfordert eine wohlüberlegte Entscheidung.

Neue Gadgets im Kampf gegen das Verbrechen

Im Verlauf der Handlung trifft Miles auf die Meisterdiebin Kay Faraday. Sie verfügt auch noch über ein Gerät namens „Mini-Dieb“, mit dem Tatorte virtuell rekonstruiert werden können. So erscheinen Objekte und Personen, die längst weg sind, als Hologramme. Ihr könnt in der Simulation die gleichen Erkenntnisse gewinnen wie im regulären Gameplay. Sollten Fehler festgestellt werden, kann die Szenerie selbstverständlich aktualisiert werden.

Im zweiten Teil der Reihe erwartet euch das sogenannte Mentalschach, eine abgewandelte Option der Widerlegung, mit der ihr Zeugenaussagen entlocken könnt. Auch hier sind die Ähnlichkeiten mit dem Gameplay nahezu vollständig. Ihr könnt unterschiedliche Fragen ansprechen, um zusätzliche Informationen zu bekommen. Ihr Gegenüber wird jedoch gesperrt, wenn ihr die falschen Themen zur falschen Zeit ansprecht.

Manchmal müsst ihr einfach den perfekten Zeitpunkt abwarten, bis sich die Person selbst verrät. Wenn ihr jedoch zu aggressiv handelt, verliert ihr Zeit. Wenn die Zeit abgelaufen ist, ist das imaginäre Schachspiel verloren.

Wie schon bei allen Teilen zuvor ist die Handlung das Aushängeschild der neusten Ace Attorney Collection, vor allem dank der großartigen Charaktere. Zudem sind beide Titel komplett mit deutschen Untertiteln spielbar, wofür ich bei einem so leseintensiven Spiel echt dankbar bin. Auch Zeichen und andere Texte enthaltende Objekte wurden selbstverständlich lokalisiert. Beim zweiten Teil konnte ich zwar einige Rechtschreib- und Grammatikfehler feststellen können, aber die Übersetzung war trotzdem erfolgreich.

Technik

Technisch gesehen gibt es bei der Sammlung nichts zu beanstanden. Die Grafik und die Charaktermodelle sind in 2D gestaltet und basieren auf den Nintendo-DS-Spielen. Diese wurden aber so gut wie möglich aufgearbeitet, sodass das kaum auffällt. Neben den pixeligen Charaktermodellen der Originale gibt es auch neu gezeichnete Designs, die ihr unbedingt verwenden solltet, da sie besser zum grafischen Gesamtbild passen. Auch musikalisch hat sich einiges getan. Neben der Option, den Original-Soundtrack zu hören, wurden auch remasterte Versionen hinzugefügt, bei denen die Songs „vollmundiger“ klingen. Der Soundchip des Nintendo DS konnte die Vision der Entwickler wohl damals nicht vollständig umsetzen.

Gelungener Fan Service

Die Ace Attorney Investigations Collection enthält selbstverständlich auch verschiedene Bonusinhalte. So habt ihr die Chance, neben Achievements auch CGs und Charaktermodelle erneut zu betrachten. Auch die Artworks und exklusiven Konzeptzeichnungen können im Menü betrachtet werden.

Fazit

Die Spiele Phoenix Wright, Apollo Justice und The Great Ace Attorney ähneln sich ziemlich, aber Miles Edgeworths Abenteuer ist ganz anders. Die spannenden Kreuzverhöre aus den Vorgängern sind aber immer noch mit dabei. Der Fokus liegt jetzt aber mehr auf der Ermittlungsarbeit. Die Fälle und die Geschichte haben mich gut unterhalten. Das liegt vor allem an den Charakteren.

Fans der Serie werden sich freuen, dass sie eine andere Seite von Miles Edgeworth erleben. Denn in den Hauptteilen ist er oft sehr verschlossen und wirkt vor allem in den ersten Teilen meist unsympathisch. Hier lernen wir ihn aber von einer ganz persönlichen Seite kennen.

Das Besondere an der neuesten Collection ist, dass sie uns im Westen endlich mal ein brandneues Spiel beschert. Ace Attorney Investigations 2 ist um einiges besser als der Vorgänger, da hier vor allem die neuen Gameplay-Mechaniken durchdachter wirken. Allein deshalb lohnt sich der Kauf der Sammlung für Fans der Reihe – und natürlich auch, um die Reihe zu vervollständigen.

 Ich vergebe:

8 von 10 Punkte

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