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TSIOQUE im Kurztest – Ein märchenhaftes 2D-Adventure

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Mit „TSIOQUE“ veröffentlichten die Entwickler von OhNoo Studio zusammen mit dem polnischen Animationskünstler Alek Wasilewski (Smile) ein märchenhaftes 2D-Point&Click-Adventure für den PC. Im Rahmen einer Kickstarter Kampagne konnte das Spiel mit einer eingesammelten Summer von 39.000 USD realisiert werden, wodurch ein Traum für das kleine Indie Team in Erfüllung ging. Dabei handelt es sich jedoch nicht um das Erstlingswerk des Studios, wie man auf den ersten Blick vermuten könnte. 2015 veröffentlichte das kleine polnische Studio „Tormentum: Dark Sorrow“, ebenfalls ein 2D-Point&Click-Adventure, welches vor allem für seine grotesken Darstellungen durchweg gelobt wurde. Kein Wunder ließ man sich doch Malern H.R. Giger und Zdzisław Beksiński zu „Tormentum“ inspirieren.

Nun liegt zwar die Veröffentlichung des Adventueres „TSIOQUE“ mit dem 7. November 2018 eine Weile zurück und die meisten werden es sicherlich schon kennen, dennoch fühlte ich mich sehr geehrt, als Frank mir die Aufgabe überlies den Titel ausführlich für euch testen zu dürfen. Nach wie vor bin ich ein großer Fan von Point&Click-Adventures, auch wenn das Genre heutzutage eher selten vertreten ist. Die Entwickler haben sich bei ihrem Werk von den besten klassischen 2D-Adventures (Dragon’s Lair, Indiana Jones and the Fate of Atlantis, Day of the Tentacle sowie Heart of Darkness) inspirieren lassen, was bereits die schön handgezeichneten Szenen aus dem Spiel verdeutlichen sollten. Wie sich „TSIOQUE“ (ausgesprochen = Tschiok) spielt, ob es Spaß macht oder ihr besser einen Bogen, um den Titel machen solltet, verrät euch mein Kurztest zum Spiel.

Titel: TSIOQUE, Publisher: OhNoo Studio, Smile, Plattformen: PC, Release: 07.11.2018

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https://youtu.be/v4EKAP-VD0c

In „TSIOQUE“ schlüpfen die Spieler in die Rolle der kleinen Namensgebenden Prinzessin, welche zu Beginn des Abenteuers im Kerker ihres Schlosses landet. Das Land wird von einem bösen Phönix bedroht und nur die Königin ist in der Lage dem wilden Monstrum entgegen zu treten. So zieht sie mit ihrer Armee aus, um das Land vor der Verwüstung zu retten. In der Abwesenheit der Königin reißt sich der böse Hofmagier den Thron unter den Nagel und schmiedet in seinem Turm Tag ein Tag aus seinen finsteren Plan das Land zu unterjochen. Da die Prinzessin jedoch eine Gefahr für die Vollendung seines Plans darstellt, sperrt er sie in den Kerker und lässt sie unentwegt bewachen. Der Spieler muss nun der Prinzessin dabei helfen aus dem Kerker zu fliehen, um den Magier daran zu hindern über das Land herrschen zu können.

Ein Märchen erwacht zum Leben

Schon der Beginn des Spiels zeigt, mit wie viel Liebe zum Detail die Entwickler an ihr Werk gegangen sind. Ein wunderschön gestaltetes Märchenbuch öffnet sich und der Erzähler beginnt die reimenden Verse der Geschichte wiederzugeben. Zwar nur in englischer und polnischer Sprache, aber dennoch sehr charmant und markant. Schulenglisch-Kenntnisse sollten völlig ausreichen, um die Handlung verstehen zu können, wobei vieles schon allein durch die bildhafte Sprache interpretiert werden kann und zudem Untertitel in Deutsch, Englisch, Spanisch, Polnisch, Chinesisch und Russisch zur Verfügung gestellt werden. Viel gesprochen wird ohnehin nicht, denn außerhalb von Zwischensequenzen existieren keine Dialoge und die ganze Szenerie wird von der Geräuschkulisse der Charaktere und der wunderschönen Orchester-Musik getragen. Das Schloss ist sehr abwechslungsreich gestaltet und bietet eine Vielzahl an Kulissen, welche nicht nur hübsch anzusehen sind, sondern auch einen eigenständigen Charme versprühen.

Gesteuert wird unsere Prinzessin Genre-Typisch per Mausklick, wobei die Interaktionsmöglichkeiten aufs Minimum reduziert wurden. Wir müssen nicht wie in den klassischen Point&Click-Adventueres zunächst auswählen, ob wir etwas nur anschauen, ansprechen oder aufnehmen wollen, nein, der Mauszeiger wechselt automatisch auf die uns zur Verfügung stehende Interaktion. Dadurch wird der Schwierigkeitsgrad deutlich reduziert. Einige Interaktionen sind sogar lediglich dazu gedacht eine kleine Animation auf dem Bildschirm abzurufen, um somit die kindliche Neugier zu belohnen. Wenn der Mauszeiger sich in ein Auge verwandelt, dann wisst ihr, dass an dieser Stelle nur eine Animation ausgelöst wird, sobald ihr darauf klickt. So wackelt zum Beispiel ein Skelett mit den Zehen oder ein Tentakel-Monster versucht Essen vom Tablett zu stibitzen oder die Prinzessin greift sich eine Waffe, die im gleichen Augenblick zu Staub zerfällt. Solche Spielereien lockern das Spielgeschehen etwas auf.

Ein Adventure für die ganze Familie

Überhaupt eignet sich der Titel hervorragend dazu auch ein jüngeres Publikum an das Genre heran zu führen und zu begeistern. Während der Schwierigkeitsgrad zu Beginn noch recht simpel vertreten ist, zieht dieser im Spielverlauf ganz schön die Kurbel an, sodass auch ein Erwachsenes Publikum gefordert sein sollte. Spätestens wenn euch mehrere Bereiche im Schloss zur freien Erkundung bereit stehen, muss man schon die grauen Gehirnzellen anstrengen. Trotz kindlicher Aufmachung und Inszenierung ist das Spiel nicht nur etwas für Kinder, denn mit der Thematik, die sich im späteren Spielverlauf eröffnet werden auch Themen wie Erziehung, Verantwortung und Geschlechter spezifische Rollenverteilung angeschnitten.

Darüber hinaus muss der Spieler immer mal wieder kleinere Mini-Spiele absolvieren, um voran zu kommen. Einmal muss man sich geduldig zwischen den Burgzinnen bewegen, um den wachsamen Augen der Wachen und des Zauberers zu entkommen, an anderer Stelle muss ein kleines Reaktionsspiel absolviert werden, wo man per Mausklick aufpoppende Symbole schnell anklicken muss oder man muss eine gerissene Zaubertasche zunähen. Einige Mini-Spiele, wie das Reaktionsspiel, können aber auch übersprungen werden, sollten diese zu schwierig sein. Zudem lockern sie die Point&Click-Mechanik auf und sorgen durchaus für noch mehr Spielspaß.

Leider hat mir in meinem Spieldurchlauf ein kleines Hilfe-System gefehlt, welches alle Interaktionsmöglichkeiten auf einen Blick per Knopfdruck präsentiert und in heutigen Point&Click-Adventures eigentlich zum Standard gehört. Sicherlich wird dadurch die Konzentration und die Aufmerksamkeit gefordert, doch es ist ärgerlich, wenn man an einem Punkt im Spiel feststeckt, nur weil man einen Durchgang zum nächsten Bereich übersieht und nochmal alle Bereiche im Schloss akribisch mit der Maus absuchen muss. Auch sind einige Rätsel nicht immer eindeutig oder schnell ersichtlich. So kommt es schon mal vor, dass ihr ein und dieselbe Aktion öfter hintereinander ausführen müsst, um auf die Rätsels Lösung zu kommen.

Fazit

„TSIOQUE“ ist ein außerordentliches Point&Click-Adventure geworden, welches sich großartig für die ganze Familie eignet. Die Charaktere und Schauplätze sind liebevoll und detailliert inszeniert und die Geschichte wird zum größten Teil durch eine leicht verständliche Bildersprache vermittelt, sodass auch ein jüngeres Publikum dieser ohne weiteres wird folgen können. Die spielerischen Animationen der Objekte im Hintergrund werden nicht nur den kleinen ein schmunzeln entlocken können. Spielerisch lockern kleinere Mini-Spiele die Point&Click-Mechanik immer wieder auf, sodass nie Langeweile aufkommen sollte. Der Schwierigkeitsgrad ist wunderbar ausbalanciert und wird Jung und Alt gleichermaßen fordern. Lediglich eine fehlende Spielhilfe, welche die Interaktionspunkte auf einen Blick präsentiert und nicht ganz eindeutige Rätsel könnten den Spielspaß ein wenig trüben. Für eine großartige Atmosphäre sorgen zudem die von einem Orchester eingespielten Musikstücke. Jeder Genre Fan sollte sich „TSIOQUE“ nicht entgehen lassen. Der Titel zieht einen schnell mit seinem Charme in den Bann und knüpft an die Tugenden der klassischen Point&Click-Adventures an. Zwar ist der Titel mit seinen 3 – 5 Spielstunden nicht besonders lang, doch für knapp 12 Euro ist das völlig vertretbar.

Spielbewertung: 8,5 von 10 Punkten