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Saints Row im Test – Genialer Neustart?

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Was im September 2006 einst als eine Art Parodie der beliebten Grand Theft Auto Reihe startete, hat sich längst als eigenständige Marke etabliert und begeistert eine ganze Reihe von Spielern weltweit. Die Rede ist von Saints Row. In der Seriengeschichte erlebten die Spieler mit jedem Teil den Aufstieg der Third Street Saints oder auch nur The Saints genannten Verbrecherorganisation und durften sogar schon den Weltall als auch die Hölle unsicher machen.

Dass es mit dieser Vorgeschichte schwierig wird die Verrücktheit der Vorgänger zu überbieten, wird keinen überraschen und deshalb entschied man sich bei Volition für einen Neuanfang. Am 23. August 2022 erscheint der Reboot von Saints Row für Xbox One, Xbox Series S/X, PlayStation 4, PlayStation 5 und den PC. Lohnt es sich erneut in die Fußstapfen eines Bosses oder Bossin zu schlüpfen, um die Saints nicht nur zu beleben, sondern auch zur wahren Größe zu führen oder kann man diesen Neustart als Fehlschlag verbuchen? Wir durften das Spiel vorab für euch testen und verraten euch alles was ihr wissen müsst. 

Style über Alles

Die Saints sind zurück und eigentlich existieren sie noch gar nicht, denn in dem Reboot von Saints Row seid ihr für die Gründung der Verbrecherorganisation zuständig. Bevor ihr jedoch in dieses Abenteuer entlassen werdet, könnt ihr euren Charakter ganz individuell in einem üppigen Charakter-Editor erstellen. Von Kopf bis Fuß könnt ihr Haare, Gesicht, Körperform, Hautfarbe uvm. nach euren Wünschen gestalten und mit etwas kniff sogar eine Version von euch selbst ins Spiel transportieren. Der Charakter-Editor gibt euch viele Freiheiten, sodass ihr euch nach Lust und Laune austoben könnt und das beste daran ist, dass dieser im Laufe des Spiels um etliche Accessoires erweitert wird. Zudem könnt ihr eure Figur im Spiel jederzeit per Handy umstylen. Ganz schön praktisch, aber ist es wirklich so wichtig? 

Ich für meinen Teil bevorzuge eine gute Geschichte, eine gute Steuerung und abwechslungsreiches Gameplay. Und genau an diesen drei Aspekten scheitert Saints Row kläglich. Alles im Spiel fühlt sich mittelmäßig an und den Wunsch zu den Wurzeln der Reihe zurück zu kehren hat man viel zu wörtlich genommen. Weder Grafisch noch spielerisch orientiert man sich an aktuellen Titeln. Viel mehr fühlt man sich in die Ära der PS3 Titel versetzt, wo Open World Konzepte gerade mit Masse statt Klasse glänzen konnten. Zwar hat man Santa Ileso durchaus abwechslungsreich gestaltet sowie einige Sehenswürdigkeiten platziert, doch wirklich interessant oder beeindruckend wirkt hier nichts. Es mangelt einfach an Highlights sowohl im Design der Spielwelt sowie den zahlreichen Missionen. 

Eine Welt der Belanglosigkeit

Das Handy ist Dreh und Angelpunkt der Spielwelt. Darüber ruft man die Spielkarte auf, stylt sich um, kassiert Geldeinnahmen, nimmt Jagdaufträge an und wählt die nächste Story-Mission aus. Eine coole Idee, vor allem da dies als ein kritischer Blick auf unsere Gesellschaft wahrgenommen werden kann, da auch wir heutzutage vieles vom Handy erledigen. Schade nur, dass dies nirgends erwähnt wird. Anfangs wusste ich nicht, wie ich die Story voranbringen kann und erledigte einen langweiligen Nebenauftrag nach dem anderen, weil ich dachte ich müsste erstmal etwas Geld verdienen, um weiter zu kommen. Also damit euch dieser Fauxpas nicht auch passiert, sag ich euch gleich – Story-Missionen findet ihr auf dem Handy unter dem Menüpunkt: Aufträge! 

Die Nebenaufträge sind zwar abwechslungsreich, doch sehr repetitiv und zudem bringen sie nur sehr wenig Geld ein. Zum Beispiel müsst ihr in einem Auftrag aus einem Hubschrauber springen, mit dem Wingsuit auf einem Dach landen und Satelliten zerstören. Denselben Auftrag könnt ihr so an die 10 Mal machen, die einzige Variation ist die Anzahl der Dächer die ihr anfliegen müsst. In einem anderen Auftrag müsst ihr mit einem Buggy durch die Wüste von Punkt A nach B unter Zeitdruck düsen und am Ende Gegner ausschalten. Diesen Auftrag könnt ihr dann 11 Mal machen usw. Die Welt ist vollgestopft von solchen sich wiederholenden Aufträgen, die jedoch nach und nach erschlossen werden. 

Habt ihr erst eure Basis errichtet, müsst ihr in der Spielwelt verbrecherische Firmen gründen wie Versicherungsbetrug, illegale Müllentsorgung und vieles mehr. Mit jedem neuen Geschäft schaltet ihr neue Missionen frei. Bei der Müllentsorgung müsst ihr zum Beispiel 11 Mülltrucks, die in der Spielwelt verstreut auf euch warten abholen und zur Mülldeponie fahren. Beim Versicherungsbetrug müsst ihr ein Minispiel absolvieren, wo man die Spielfigur absichtlich in den Verkehr wirft und wie eine Puppe durch die Luft schleudert, bis eine bestimmte Versicherungssumme erreicht wurde. Auf diese Weise sammelt ihr eine riesige Anzahl an belanglosen Missionen an, nur um neue Accessoires für eure Waffen, Autos, Hauptquartier, eure Crew oder andern Schnick-Schnack freizuschalten. Wirklich befriedigend oder gar interessant fühlt sich dabei nichts an.

Kommt einem bekannt vor

Saints Row fühlt sich wie eine Ansammlung älterer Titel an. Zahlreiche Missionen oder Gameplay-Elemente hat man bereits so oder so ähnlich in GTA, Just Cause, Mad Max oder auch früheren Saints Row Teilen erlebt. Nichts wirkt originell oder innovativ. Doch über eine Sache kann ich dann doch schwärmen. Kennt ihr die Szene aus dem Film Ratatouille, wo der Kritiker in das Namensgebende Gericht beißt und sich direkt in seine Kindheit versetzt fühlt? So erging es mir, als ich den grandiosen Soundtrack gehört habe. Unter den 136 Songs im Titel entdeckte ich “Slam” von Onyx, “Sound of Da Police” von KRS-One oder auch “Party Up” von DMX. Alle Titel werden auch in bestimmten Missionen abgespielt, was natürlich der Atmosphäre zugute kommt, aber ein guter Soundtrack allein rettet keinen Titel. 

Auf 10 Radiosendern verteilt hört ihr Tracks aus Hip-Hop, Synthwave oder auch Heavy Metal. So sollte für jeden etwas dabei sein. Zudem kann man mit dem Handy auch eine eigene Playlist mit seinen favorisierten Songs erstellen, die jederzeit abgespielt werden können. Auch die Tuning-Optionen für Autos sowie Waffen haben mir sehr gut gefallen, besonders wichtig werden die Upgrades der Waffen im Verlauf des Spiels, denn die Gegner sind richtige Munitionsschwämme. Spätestens sobald die sogenannten “Harten” Gegner kommen, deren Lebensleiste doppelt so groß ist, wird man ohne Upgrades mehrere Magazine verballern müssen. 

Nicht ohne Skills

Neben Geld verdient ihr für abgeschlossene Aufträge auch Erfahrungspunkte die in einem Level Up gipfeln. Mit jedem Level Up schaltet ihr neue Fähigkeiten wie Granaten werden, Haftminen werfen, Gesundheitsverbesserungen uvm. frei. Ihr könnt jedoch nicht selbst entscheiden welche Fähigkeit als nächstes freigeschaltet wird, diese sind an das jeweilige Level gekoppelt. Darüber hinaus könnt ihr unterschiedliche Vorteile freischalten und ausrüsten. Diese erlangt ihr durch absolvierte Herausforderungen wie töte 30 Gegner durch einen Kopfschuss oder ramme acht Autos von der Seite usw. Standard halt. 

Fazit

Der Reboot von Saints Row fällt meiner Meinung nach ernüchternd aus. Alles in diesem Spiel wirkt generisch und belanglos. Selbst die Geschichte ist vorhersehbar, vor allem da man schon relativ früh den großen Plot Twist des Verrats offenbart. Auch die eigentlich charismatischen Charaktere Eli, Kev und Neenah sind schnell vergessen. Das Gameplay ist im besten Fall nur Mittelmaß und das Open World Konzept stammt aus der PS3 bzw. Xbox360 Ära.

Längst haben andere Titel vorgemacht, wie es besser geht. Die Technik ist ebenfalls nicht auf dem Hoch unserer Zeit und schwankt immer wieder zwischen ganz nett und grauenvoll. Vor allem die Gesichter der Figuren wirken plastisch sowie unnatürlich. Nachladende Texturen und Bugs, die ein weiterkommen in den Missionen verhindern können, gehören auch zur Tagesordnung. Möglicherweise gehören zumindest die letztgenannten Probleme mit dem Day One Patch der Vergangenheit an, den Rest jedoch wird man kaum mit ein paar Updates richten können.  

Saints Row wirkt wie aus der Zeit gefallen. Es macht nichts wirklich grundlegend falsch, aber auch nichts erfrischendes. Der Spagat zu den Wurzeln der Reihe und neuen Ufern ist kläglich gescheitert. Auf diese Weise ist der Titel ganz nett, aber definitiv kein Must Have. Aus diesem Grund vergebe ich 

6 von 10 Punkten

 

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1 Jahr zuvor

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