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Crime Boss: Rockay City (PS5) im Test – Nochmal einen Blick Wert?

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Zugegeben wir sind verdammt spät dran, um noch an der Crime Boss Party mitreden zu können, denn das Heist-Spiel ist bereits seit dem 28. März 2023 für PC und seit dem 15. Juni 2023 für PlayStation 5 sowie Xbox Series S/X erhältlich. Die meisten von euch werden es sich bereits gekauft haben oder den Gedanken daran ziemlich schnell verworfen haben, denn die internationalen Kritiken waren mit dem Titel nicht gerade gnädig. Auf Metacritic schneidet die PC Version mit 52 von möglichen 100 Punkten noch am besten ab, was nicht gerade für ein tolles Spiel spricht. Vor allem die vielen Bugs und undurchdachten Gameplay-Mechaniken werden in den meisten Reviews bemängelt, doch die Entwickler versprachen Besserung.

Mit zahlreichen Patches und kostenlosen Inhaltsupdates wollten die Entwickler die Spieler sowie Kritiker beschwichtigen. Ob ihnen das gelungen ist, verrate ich euch in diesem Test, denn pünktlich zur Veröffentlichung des ersten kostenpflichtigen DLC Dragon’s Gold Cup richten wir unseren kritischen Blick auf den Starbesetzten Shooter Crime Boss: Rockay City, der uns Ikonen der Filmgeschichte der 80er und 90er Jahre wie Michael Madsen, Chuck Norris, Danny Trejo, Danny Glover, Michael Rooker, Kim Basinger, Vanilla Ice und Damion Poitier vorsetzt und nicht nur die Nostalgie in uns weckt. 

Trash-Movie-Flair

Ingame Studios’ Erstlingstitel Crime Boss: Rockay City ist ein starbesetztes Klischee-Feuerwerk, welches zwar den Anspruch verfolgt eine stimmige Geschichte zu erzählen, doch auf ganzer Linie versagt. Die Inszenierung ist abgehakt und wirkt zusammenhanglos, da wir immer wieder nur Schnipsel einzelner Zwischensequenzen vorgesetzt bekommen. Die Schauspielerische Leistung und die Synchronisation wirken recht lustlos, doch bei der seichten Geschichte ist dies wohl kein Wunder. In der Singleplayer-Kampagne schlüpfen wir in die Rolle des aufstrebenden Gangsters Travis Baker, verkörpert von Michael Madsen, unter anderem bekannt aus “Sin City”.

Er wird beschuldigt, den ehemalig größten Gangerboss der Stadt auf dem Gewissen zu haben. Kurz darauf bricht ein erbitterter Krieg zwischen den verschiedenen Banden aus und ihr müsst euch nicht nur gegen andere Gangster durchsetzen, sondern auch dem Sheriff entgehen, der euren Kopf will. Doch ich muss gestehen, dass mich trotz allem die Nostalgie gepackt hatte und ich mich an den Gesichtern der 90er Jahre Stars erfreute. Vor allem aber konnte mich das Gameplay bei der Stange halten und motivieren.

Schamlose, aber charmante Kopie

Crime Boss: Rockay City ist auf den ersten und zweiten Blick eine schamlose Kopie der überaus erfolgreichen Spielreihe Payday, die zu keinem Zeitpunkt das Niveau des Vorbilds erreicht. Dennoch hat mir das Spiel Freude bereitet und konnte mich durchaus unterhalten. Dabei sprechen die unwiderlegbaren Fakten klar gegen den Titel. Das Spiel ist extrem repetitiv und hat noch viele Baustellen. Die Grafik ist bestenfalls durchschnitt, die Texturen werden verspätet geladen und die Gegner KI ist bodenlos dämlich, entweder sie laufen schnurstracks auf euch zu oder sie versuchen hinter Laternen oder leichten Erhöhungen Deckung zu suchen, sodass sie immer ein leichtes Ziel abgeben.

Dennoch sind sie recht zielsicher und wer nicht aufpasst wird schnell auf die Bretter geschickt. Im Story-Modus setzt man auf ein Roguelite System mit Permadeath. Das heißt, dass ihr eure Teammitglieder dauerhaft verlieren könnt, wenn ihr nicht aufpasst. Zudem endet das Spiel sobald Travis Baker stirbt. Im Falle des Todes könnt ihr euch für den nächsten Durchlauf eines von drei Permanenten Boni aussuchen, wie mehr Geld, mehr Männer oder mehr Lebenspunkte. Darüber hinaus levelt ihr im Laufe der Kampagne auf und könnt nach jedem Aufstieg eines von drei Boni wählen. 

Seichte Strategie, gewürzt mit stupidem Geballer

Im Kerngeschäft erinnert mich Crime Boss: Rockay City an eine Mischung aus Payday und Pate 2. Während die Raubzüge mit bis zu drei Begleitern fast 1:1 wie in Payday2 ablaufen, geht man bei der Eroberung der Stadt etwas strategischer vor. Man muss mit dem vorhandenen Geld wirtschaften, um Leute anzuheuern, Crew-Mitglieder zu rekrutieren, Gebiete zu erobern und sich mit besseren Waffen einzudecken. Auf einer Karte sieht man die unterschiedlichen Gebiete, die man einnehmen muss. Sobald ihr alles erobert habt, ist der Spieldurchlauf vorbei und ihr könnt einen neuen Durchgang starten. 

Um ein Gebiet erobern zu können, braucht ihr Geld und mindestens 10 Leute. Habt ihr beide Voraussetzungen erfüllt, dann schlüpft ihr in die Rolle eines niederen Soldaten, der das feindliche Gebiet zu erobern versucht. Die Anzahl eurer Soldaten, spiegelt auch gleichzeitig eure Leben wider. Verliert ihr einen Soldaten, dann schlüpft ihr einfach in den nächsten, bis keine mehr da sind. Habt ihr alle Feinde erledigt, ist das Gebiet gewonnen. Oft erscheint auch noch ein Anführer, der etwas mehr aushält und wie ein kleiner Boss verstanden werden kann. 

Die Verteidigung eurer Gebiete wird von Captain Touchdown (Michael Rooker) erledigt. Bewaffnet mit einem schwerem MG müsst ihr hier lediglich eine bestimmte Anzahl an Feinden töten und schon ist das Gebiet wieder sicher. 

Um euch das Geld für die Eroberungen, Waffen und andere Sachen beschaffen zu können, müsst ihr Überfälle auf Lagerhäuser oder Geldtransporter, später auch auf Juweliere und Banken verüben. Die Spielmechanik bleibt dabei identisch mit der aus dem bereits zehn Jahre alten “Payday 2”. Ihr habt die Möglichkeit, Zivilisten einzuschüchtern und als Geiseln zu nehmen, während ihr euch gegen immer stärker werdende Wellen von Polizisten verteidigt, um die Beute sicher zum Fluchtwagen zu bringen. Zum Glück sind eure KI Begleiter etwas schlauer als die Gegner, denn sie sammeln selbstständig jeglichen Loot ein und bringen ihn zum Fluchtwagen. Die Beute kann dann über einen Schwarzmarkt verkauft werden.

Gelegentlich habt ihr auch die Möglichkeit, euch leise fortzubewegen, indem ihr den Ort gründlich erkundet und leise Kameras und Wachen ausschaltet. Ähnlich wie im Originalspiel gibt es jedoch Grenzen, und ein vollständig unentdeckter Überfall ist bis auf einige speziell auf Stealth ausgelegte Missionen fast unmöglich. Auf diese Weise verkommt das Spiel in fast jeder Mission zu stupidem Geballer, wo auch die Abwechslung nach einiger Zeit auf der Strecke bleibt. Vor allem gibt es nicht allzu viele Karten und auch die Missionen unterscheiden sich kaum merkbar voneinander. 

Trotz allem keine Langeweile

Für eine ordentliche Portion Abwechslung und Spaß sorgen da die zahlreichen Story-Missionen einzelner Crew-Mitglieder, die euch in den Vietnam Krieg zerren oder aber in eine spannende Rachegeschichte einer mit Steroiden vollgepumpten Power Frau. Dabei bauen die kurzen Missionen aufeinander auf und erzählen nach und nach eine zusammenhängende Geschichte. 

Neben der Story-Kampagne gibt es noch zwei weitere Spielmodi. Während die Story nur Solo gespielt werden kann, können Crime Time und Großstadtlegenden auch im Koop erlebt werden. Bei Crime Time erledigt ihr nur Raubzüge und arbeitet euch entweder alleine oder im Team zu immer gefährlicheren Überfällen vor. Bei Großstadtlegenden erlebt ihr kleine Story-Kampagnen, die aus bis zu drei unterschiedlichen Missionen bestehen, jedoch keine neuen Missionstypen bieten. Hier werden sie euch einfach nur in spaßigen Koop-Sessions erneut vorgelegt, ohne den strategischen Aspekt der Eroberung. 

 

Was bietet Dragon’s Gold Cup

Der neu erschienene DLC Dragon’s Gold Cup erweitert das Spiel um eine weitere Story-Kampagne, in welcher sich der Travis Baker und der Drache (Danny Trejo) zusammenschließen, um über Rockay City zu herrschen. Das gibt dem Spiel nochmal einen interessanten Twist, da komplett neue Missionen und Raubzüge hinzugefügt wurden. Für Crime City hat man gleich drei neue Raubzüge und die Großstadtlegenden werden mit zwei zusätzlichen Story-Abschnitten versorgt. Somit erhält man für den Preis von 9,99 Euro einen guten Gegenwert. 

Fazit

Crime Boss: Rockay City ist eine Hommage an die Hollywoodzeit der 80er und 90er Jahre. Egal wo man hinsieht versprüht das Spiel einen charmanten B-Movie Trash-Flair, der mich jedoch geschafft hat in den Bann zu ziehen. Trotz aller Mängel, wie die bescheidene Grafik, die schlechte KI, die mangelnde Abwechslung und den zahlreichen Bugs, wie Soundaussetzer, hatte ich meinen Spaß. Die jeweiligen Missionen sind kurzweilig und dauern zwischen 2 und 15 Minuten, sodass auch kurze Spiel Sessions möglich waren, was ich sehr begrüße. Die Stars dienten hier nur als Lockvögel, denn wirklich Präsent sind sie nie. Zudem ist die Darbietung mehr schlecht als recht und einige Schauspieler wie Chuck Norris oder Danny Glover sehen ihren Vorbildern nur mit geschlossenen Augen ähnlich. 

Leider hat man das Potenzial verschenkt die Stars besser und öfter zu Präsentieren. Sie werden dem Spieler zwar in ihren Rollen vorgestellt, aber wirkliche Auseinandersetzungen finden nicht statt. Habt ihr einen Boss aus der Stadt verdrängt, indem ihr alle seine Gebiete erobert habt, dann erhaltet ihr sein Vermögen und das wars. Hier hätte man die Boss in Scarface ähnlicher Manier inszenieren sollen und eine endgültige Mission designen müssen. 

Obwohl, wie gesagt, alles gegen den Titel spricht, habe ich schon mehr als 20 Stunden im Spiel vergraben und konnte an einigen Spieldurchläufen kaum den Controller aus der Hand legen. Es konnte mich schlicht fesseln und ich konnte gut über alle Designfehler, Bugs und mangelnde Inszenierungsfertigkeiten hinwegsehen. Trotz allem muss ich eine faire Punktzahl vergeben und nichts außer acht lassen, deshalb vergebe ich 

6 von 10 Punkte