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Die Verkaufszahlen von Dragon Age: The Veilguard blieben mit 1,5 Millionen verkauften Exemplaren weit hinter den Erwartungen von EA zurück – um ganze 50 Prozent. Trotz langer Entwicklungszeit und hoher Erwartungen der Fans konnte das Spiel kein breites Publikum erreichen.
Während viele Spieler die neuen Charaktere, das Gameplay und die Grafik lobten, erhielt die Story und das Writing Kritik. Auch in unserem Test konnte das neue Dragon Age im Gesamtpaket nur wenig überzeugen. EA-CEO Andrew Wilson sieht den Grund für den Misserfolg jedoch woanders: Seiner Meinung nach hätte das Spiel als Live-Service-Titel erfolgreicher sein können.
In einer aktuellen Finanzbesprechung äußerte sich Wilson zu den enttäuschenden Verkaufszahlen:
„Um über das Kernpublikum hinauszuwachsen, müssen Spiele direkt auf die sich entwickelnden Anforderungen der Spieler eingehen, die neben hochwertigen Erzählungen zunehmend Funktionen für Shared Worlds und eine tiefere Einbindung suchen. Dragon Age hatte einen starken Start und wurde gut bewertet, fand jedoch nicht genügend Anklang bei einem breiten Publikum.“
Das bedeutet: Das Spiel hätte nicht nur eine gute Story bieten sollen, sondern auch Multiplayer-Elemente und Langzeitbindung durch Live-Service. Dies ist bemerkenswert, da Bioware ursprünglich genau dies plante, bevor man sich nach dem Flop von Anthem für einen reinen Singleplayer-Titel entschied.
EA scheint nicht zu erkennen, dass solche erzwungenen Live-Service-Experimente oft scheitern. Anthem ist nur eines von vielen Beispielen, ebenso wie andere Spiele, die als nächster großer Live-Service-Hit angekündigt wurden und dann in der Bedeutungslosigkeit verschwanden – wie etwa Suicide Squad: Kill the Justice League oder Concord.
Während EA nach Gründen für das Scheitern von The Veilguard sucht, zeigt ein anderes Spiel, dass es auch ohne Live-Service funktioniert: Baldur’s Gate 3. Ein klassisches Rollenspiel mit klarem Fokus auf Singleplayer und eines der erfolgreichsten Spiele der letzten Jahre. Auch Kingdom Come: Deliverance 2 erreichte in nur 24 Stunden den ersten Meilenstein von über einer Million verkaufter Einheiten.
Die Nachfrage nach gut geschriebenen Singleplayer-RPGs ist also vorhanden. Doch statt daraus zu lernen, zieht EA offenbar die falschen Schlüsse aus dem Verkaufsdebakel.
Die größte Sorge ist, dass EA dieselben Fehler bei Mass Effect 5 wiederholen könnte. Trotz laufender Entwicklung und jüngster Umstrukturierungen bei Bioware – inklusive Entlassungen wichtiger Entwickler – lässt die Zukunft nichts Gutes erahnen.
Mass Effect 5 muss ein Erfolg werden, doch wenn EA weiter auf Live-Service setzt, könnte dies das endgültige Ende für Bioware bedeuten.