My Time at Portia 20190325203258

My Time at Portia im Test – Handwerker der Postapokalypse

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Fallout in putzig

Was man bei der knallbunten und putzigen 3D-Optik gar nicht vermuten würde ist die Tatsache, dass wir uns in einer postapokalyptischen Welt befinden. Bei solchen Szenarien erwartet man einen unerbittlichen Kampf um die letzten verbliebenen Ressourcen der Erde oder schrecklich mutierte Wesen, die einem zu jedem Zeitpunkt ans Leder wollen. In „My Time at Portia“ hingegen sieht alles sehr idyllisch aus, die Leute empfangen euch liebevoll und sind euch fast alle wohl gesonnen. Die Landschaften sind saftig Grün und bunte Lamas hüpfen fröhlich umher oder ein übergroßer Marienkäfer stolziert grinsend über die Wiesen. Wären da nicht riesige Ruinen, die man in weiter Ferne erblicken kann, dann würde man vermuten, dass der Titel im Mittelalter angesiedelt sei. Mit einem Schuss moderner Technik, wie CDs oder Verbrennungsmotoren rutscht das Fantasy-Abenteuer ins Steampunk-Genre ab.

Beim Start des Titels landen wir in einem rudimentären Charakter-Editor, wo wir auch wählen dürfen ob wir mit einem männlichen oder weiblichen Protagonisten spielen dürfen. Kaum in der offenen Spielwelt angekommen, sollen wir die alte verkommene Werkstatt unseres Vaters übernehmen, doch bevor wir uns als Handwerker in Portia einen Namen machen dürfen, müssen wir uns zunächst eine Handwerkslizenz verdienen. Und um uns zu Beweisen lautet unser erster Auftrag eine Axt und eine Spitzhacke zu basteln. Haben wir unsere Lizenz erworben gilt es ab da an Aufträge für die Bewohner von Portia zu erledigen. Pro Tag kann nur ein Auftrag angenommen werden, welcher in einer bestimmten Zeit erledigt werden muss. Das Scheitern eines Auftrags ist rufschädigend. Wir werden nicht bezahlt, verlieren einen sozialpunkt beim Auftraggeber und verlieren Punkte im Wertungssystem unserer Werkstatt. Insgesamt stehen wir mit vier weiteren Werkstätten in Konkurrenz und müssen versuchen zum Ende des Jahres an die Spitze zu gelangen. Für die ersten drei Platzierungen winken attraktive Preise, also überlegt euch gut, welchen Auftrag ihr annehmt. Vor allem zu Beginn ist es schwer einige vorhandenen Aufträge zu erledigen, da euch schlicht die benötigten Materialien fehlen und das farmen erfordert Zeit.

Auch Story-Missionen folgen dem Schema der Aufträge. So sollt ihr zum Beispiel eine Brücke bauen, um die Bernsteininsel erreichen zu können oder eine Töff-Töff-Wagen bauen samt Haltestellen, die von euch als Schnellreisesystem genutzt werden kann. Mit euren Bauaufträgen erweitert und verschönert ihr Portia nach und nach, was den Großteil der Motivation im Spiel ausmacht. Gelegentlich treten die Stadtbewohner auf uns zu oder schreiben uns einen Brief und bieten uns Nebenaufträge an, die nicht zeitlich begrenzt sind und neben Geld auch zusätzliche Items einbringen. So erhalten wir zum Beispiel ein Kälbchen, wenn wir den Stall eines örtlichen Bauern reparieren. Besitzen wir eine Scheune, dann lassen sich Nutztiere auf unserem Hof halten.
Jede Aktion, sei es Bäume fällen, Items aufsammeln oder Kämpfen bringt uns Erfahrungspunkte ein. Habt ihr genug Erfahrungspunkte gesammelt, werdet ihr mit einem Skillpunkt belohnt, den ihr Rollenspiel-typisch in einen Skill-Tree investieren könnt. Insgesamt könnt ihr eure Punkte in drei unterschiedliche Fähigkeitsbäume verteilen, um dadurch Vorteile im Kampf, beim Sammeln von Ressourcen oder bei sozialen Aspekten zu erlangen.

Im Vordergrund steht das Crafting. Es gibt extrem viele Rezepte zu entdecken, die nicht auf den ersten Blick verständlich sind. Was recht simpel beginnt, entwickelt sich mit der Zeit zu einer intensiven Suche nach den richtigen Materialien und Produkten. Aus den einfach erlangten Materialien Holz und Stein stellt ihr neue Werkbänke her, mit denen ihr komplexere Produkte wie Kupferbarren, Holzplanken oder Stoffteile herstellen könnt. Diese komplexen Produktionen werden benötigt, um an der Montagestation zum Beispiel die Einzelteile der geforderten Brücke zu fertigen oder neue Werkbänke und Öfen herzustellen. An der Montagestation wurde es manches Mal ziemlich fummelig mit dem Controller. So müsst ihr zum Beispiel beim Töff-Töff-Wagen bestimmte Bereiche exakt anvisieren, um Materialien wie Motor oder Sitze einzubauen. Doch das anvisieren gestaltet sich sehr schwierig, denn es mangelt an einem Blickpunkt an dem ihr euch orientieren könntet oder anderen Hilfsmitteln und so müsst ihr die Figur so lange hin und her bewegen, bis ihr das gewünschte Areal exakt ausgewählt habt, um dann das geforderte Objekt einsetzen zu können. Ein Untermenü, wo ihr euch durch die einzelnen Bereiche des zu bauenden Objekts durchklicken könntet wäre für die Controller-Steuerung perfekt gewesen. Darüber hinaus müsst ihr viel Geduld für die Spielmechanik aufbringen, da einige Materialien wie Kupfer- oder Bronzebarren und noch viele andere mehrere Stunden zur Fertigstellung benötigen. Dementsprechend müsst ihr stets das Zeit Limit eurer Aufträge im Hinterkopf haben, denn einige Materialien können schon mal einen ganzen Tag in Anspruch nehmen.