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Industria im Test – Halflife ist zurück

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Industria ist sicherlich einer der interessantesten Titel der letzten Wochen. Optisch wirkt das Spiel durchaus ansprechend und der Trailer macht sofort Lust auf mehr, aber wie bin ich zu Industria gekommen? Ganz einfach, ich habe das Spiel bei TikTok gesehen und war sofort interessiert was hier passiert. Eine lustige Anekdote kommt im Review auf jeden Fall dazu! Das Spiel stammt von einem Kleinstentwicklerteam, genauer gesagt von einem 2 Mann Team das im letzten Jahr zwar noch ein bisschen Verstärkung bekommen hat, aber den großteil des Spieles mit 2 Personen, viel Liebe zum Detail und vor allem über eine sher lange Zeit entwickelt hat. Aber schauen wir zusammen in den Trailer rein damit ihr sehen könnt was hier so abgeht und vor allem warum man dem Spiel sein Vorbild Halflife durchaus ansieht:

In Industria spielt ihr eine junge Wissenschaftlerin die für die Deutsche demokratische republik, zusammen mit ihrem Lebensgefährten Walter, an einem K.I. Projekt namens Atlas gearbeitet hat. Mit Hilfe von Atlas war es möglich eine Verbindung zu einer anderen Dimension herzustellen. Ihr forscht in einem geheimen Institut in Berlin, bewacht von der Stasi und horangigen Soldaten, doch als die Berliner mauer fällt wird eines klar: Atlas muss verschwinden, doch Atlas selbst hat sich das anders vorgestellt und dreht durch. Beim Versuch die K.I. abzuschalten flüchtet diese in eine andere Dimension und richtet ein unvergleichbares Chaos an. Das ist eine der beiden Geschichten von Industria. Die Andere ist die eines 2 Mann Entwicklerteams die für dieses Spiel sehr viel Zeit in Anspruch genommen haben. Erwartet hier also, trotz des eigentlich recht coolen Trailers, bitte keinen AAA Titel mit 60 Stunden Spielzeit, sondern ein Projekt das mit viel Liebe gestaltet worden ist.

Warum ihr Industria spielen solltet

Industria erfindet das Rad nicht neu, die Shooter Mechanik ist nicht sonderlich ausgereift und das Spil strotzt derzeit noch vor Bugs und kleinen Unzulänglichkeiten. An der einen Stelle ist Spielwelt nicht richtig zusammengeschoben so das wir dahinter gucken können, an einer anderen können wir durch eine Wand durchlaufen, wir bekommen nicht gesagt wann unser Inventar voll ist und glauben es sei ein Bug wenn wir den Questgegenstand nicht aufheben können. Der Grafikkartentreiber zickt rum, das Spiel hat klare Performanceprobleme und manchmal finden wir z.B. Streichhölzer ohne es zu bemerken und fragen uns wie wir ein Feuer entfachen sollen. Alle das sind jetzt keine Punkte die für das Spiel sprechen, aber diese Kritik muss Eingangs leider wirklich sein. Bei Industria ist noch vieles im argen, aber selbst in der Releasenacht gab es schon den ersten Patch, was zeigt… sie sind dran!

Industria ist das Herzenprojekt von Steven Chapman und David Jungnickel. Die beiden Entwickler haben sich 2014 bei der Zusammenarbeit in einem großen Team kennengelernt und arbeiten seit 2017 an ihrem eigenen Projekt unter dem Firmennamen Bleakmill games. Gelungen ist ihnen dabei ein dystopisches Steampunk Abenteuer in Stil von Halflife 2. Das große und erklärte Vorbild der beiden ist klar zu erkennen und zieht sich wie ein roter Faden durch das Spiel. Dabei treffen wir auf eine tolle Grafik, eine gute Stimmung und die Möglichkeit Raytracing zu nutzen…. ein Lob an NVidias DLSS2.0 Treiber der unsere RTX 2060 immerhin zu über 60 fps bewegt hat.

Industria ist ein schönes Spiel, optisch ansprechend und mit einer guten Story. Alles nichts weltbewegendes, aber gut erzählt und hervorragens inszeniert. Mir gefällt das Setting mit einem alternativen Deutschland und einer DDR K.I. die eine andere Dimension infiltriert und versucht sie zu übernehmen. Das wirkt wenigstens nicht so extrem unrealistisch wie Aliens, die irgendwie immer für alles herhalten müssen. Außerdem macht das technische Steampunk Design auch einiges leichter für die Entwickler und sieht trotzdem richtig schick aus. Ich persönlich stehe ja auf Steampunk.

Aber warum solltet ihr Industria nun wirklich gespielt haben?

Die Storyline ist recht kurz, je nachdem wie schnell ihr seid seid ihr nach 4 bis 6 Stunden durch. Das ist schon recht wenig für eine so lange Entwicklungszeit, aber bedenkt… 2 Personen… mehr waren da nicht dran, das Spiel kostet lediglich 20 Euro und hat auch nicht so viel weniger Spielzeit als so manche AAA Produktion im Singleplayer Bereich. Da haben wir nämlich auch den Grund warum ihr hier reinschauen solltet, denn Industria ist ein Abenteuer für dich und nur für dich! Kein Multiplayer, keine Gegner die dich Teabagen oder fertigmachen, keine Mates die es nicht auf die Reihe bekommen, nur du, 5 Waffen und eine Hand voll gegnertypen in einem Spiel das so manches Geheimnis zu bieten hat. Mir hats gefallen und ich habe wieder richtig Lust auf diese Art von Spielen bekommen!

Industria Kaufentscheidung: Kaufen oder nicht?

Industria ist ein Sinlgeplayer Storyshooter mit Horrorelementen der stark nach Halflife kommt. Das spürt man im Spiel und auch wenn das Spiel noch einige Bugs hat, so gab es zu keinem Zeitpunkt im Test einen Bug der das Spiel unspielbar gemacht hätte oder der große Auswirkungen gehabt hätte. Das Spiel wurde von einem 2 Mann Team entwicklet, was solche kleinen Fehler zu einem typischen Übel macht. Positiv bei diesen Bugs: Nichts war gravierend. Lücken zwischen den Texturen, Wände die nicht zu 100% solide sind und kleinere Probleme mit dem aktuellen Grafikkartentreiber, oder unserem 3-Monitor Setup mit 3 verschiedenen Auflösungen können hier der Grund gewesen sein. Trotz alledem bekommt ihr eine interessante Story die sich wirklich lohnt und die man durchaus weiterentwickeln könnte.

Für ein Indie Projekt zeigt Industria aber auch was mit 2 ambitionierten Entwicklern alles möglich sein kann. Andere Indie Projekte haben bisher selten so abgeliefert und da können wir es auch verschmerzen das man hier und dort das gefühl bekommt das einige Enden im Spiel lose sind. grundsätzlich aber werdet ihr eine Menge Spaß beim erkunden dieser Steampunkversion eines fiktiven Berlin haben. Auch die mysteriöse Bücherei, die erzähelrische Tiefe zwischen die Dimensionen bringt, kann so Einiges dazu beitragen. Zwischenzeitlich habe ich mich sogar gefragt ob das Spiel vielleicht nur ein Fiebertraum der Hauptdarstellrin sein soll. Aber letztlich war ich sehr zufrieden als ich das Spiel durchgespielt hatte. Leider hatte ich an der Stelle aber auch das Gefühl das es gerade erst richtig losgegangen sei sollte. Indie Projekte halt, die bieten nun einmal keine 60 Stunden Spielzeit, dafür lieber ein paar wenige und intensive, gut gemachte.

Industria bietet zwar nicht den Umfang eines 75 Euro Titels, aber es kostet ja auch nur einen Bruchteil dessen. Zwar muss noch einiges gepatched werden, aber auch jetzt ist das Spiel schon eine ganz Runde Geschichte, könnte man gerne mehr draus machen. Bis zum beheben aller Fehler gebe ich daher:

7 von 10 Punkte