Deliver Us Mars 20230205132151

Deliver Us Mars Test (PS5) – Was für eine Bruchlandung

Spieletests Top Slider Uncategorized

Als Deliver us the Moon 2018 veröffentlicht wurde, konnte es nicht auf Anhieb Kritiker und Spieler von sich überzeugen. Vor allem, da das Spiel stark von Bugs geplagt war. 2019 wurde das Spiel sogar für einige Monate vom Verkauf genommen, da die Verantwortlichen nicht zufrieden mit dem Zustand des Spiels waren. Erst mit dem Release auf den Konsolen im Jahr 2020 konnte das Spiel sich erneut beweisen und schnitt in der Gesamtbewertung nicht nur besser ab, sondern überzeugte mit einer dichten Atmosphäre. Das Spiel entwickelte sich über die Jahre zu einem Geheimtipp, der immer mehr Fans für sich gewinnen konnte. 

Mit Deliver Us Mars möchten die Entwickler an den über die Jahre aufgebauten Erfolg anknüpfen und uns Spielern das ultimative Sci-Fi-Weltraum-Abenteuer bieten. Wir sind in den Raumanzug gehüpft und haben uns zur Rettung der gesamten Menschheit auf den unbarmherzigen Mars getraut. In diesem Test verraten wir euch, ob ihr es uns nachmachen solltet, oder doch lieber auf das nächste Weltraum-Abenteuer warten solltet. 

Familie oder Menschheit?

Deliver Us Mars setzt 10 Jahre nach den Ereignissen aus dem Vorgänger an und um die Menschheit steht es so schlecht wie noch nie. Trotz des heldenhaften Opfers des letzten Astronauten gibt es nur noch eine Hoffnung für die letzten Überlebenden der Menschheit. Eine letzte Astronauten-Crew macht sich mit dem Raumschiff Zephyr zum Mars auf, um die ARCHE-Kolonieschiffe zu bergen und damit das Überleben der Menschheit zu sichern. Ihnen schließt sich Kathy Johanson, die jüngste Astronautin, an. Neben der Rettung der Menschheit verfolgt Kathy jedoch ein persönliches Ziel auf dem Mars, welches sie vor der gesamten Crew der Zephyr geheim hält. Wird dieses persönliche Ziel am Ende das Ende der Menschheit besiegeln?

Die Krux der Technik

Deliver Us Mars wird, wie auch schon der Vorgänger, von der Unreal Engine 4 befeuert. Diese Grafik Engine ist ein gutes Grundgerüst, um eindrucksvolle und atmosphärische Szenen auf den Bildschirm zu zaubern, wie man es mit dem Erstling bereits unter Beweis gestellt hat. So gelingt es dem Team erneut beeindruckende Panoramen, dieses Mal auf dem Mars zu zeigen. Dank passender Beleuchtung erzeugt man atmosphärische Kulissen, die sich sogar vor AAA-Produktionen nicht verstecken müssen. Wir erleben sogar die unterschiedlichsten Wetterphänomene des Mars inklusive gefrorener Landschaften und Sandstürme, die in ähnlicher Weise in der Polarregion des echten Mars tatsächlich existieren. Leider kann man das über die Charaktere und gesamte Inszenierung der Story nicht behaupten.

Während der Vorgänger seinen Fokus auf eine atmosphärische Inszenierung durch die Kulissen des Mondes legte, verfolgte man bei Deliver Us Mars einen cineastischen Weg. So sollte durch die Charaktere eine emotionale Reise geboten werden, wie wir Spieler sie aus anderen Story getriebenen Werken kennen. Und gerade dieser Weg ist eine komplette Bruchlandung. Die Inszenierung der Geschichte ist sehr steif und emotionslos. Das liegt in erster Linie an den steifen und unschönen Charakteren. Weder Mimik noch Bewegungen können hier überzeugen. Die Charaktere wirken wie Puppen, die man in einem Theaterstück sorgsam platziert, die jedoch erst zu sprechen oder zu laufen beginnen, wenn wir einen gewissen Punkt als Trigger erreicht haben.

Auch der Blickkontakt wird nicht mit der Protagonistin gesucht, wodurch die Szenarien noch plumper wirken. Es ist löblich, dass die Entwickler eine neue emotionale Ebene beim Spieler erreichen wollten, doch diese Umsetzung sorgt lediglich für blanken Hohn. Somit ließ mich auch das Schicksal der Protagonistin und ihrer Familie komplett kalt. Zudem sind die Proportionen der Charaktere etwas unstimmig. In einer Szene liebkosen sich Kates Eltern auf dem Sofa, doch das Modell der Frau ist derart klein geraten, dass die Szene einen sehr unangenehmen Effekt auf mich hatte.

Darüber hinaus wirkt Kate Johansen körperlich sowie geistig wie eine Jugendliche zwischen 16 und 18 Jahren, wodurch ich mir stets die Frage stellte, wer denn ein Kind auf die letzte Mission zur Rettung der Menschheit schicken würde. Zwar verfügt sie über das technische Wissen, doch sind ihr ihre persönlichen Belange wichtiger als die Rettung der Menschheit.

Gewohnte Spielmechanik

Wer den Vorgänger kennt, der wird abseits der Klettermechanik nichts Neues in Bezug auf Gameplay vorfinden. Das ist aus meiner Sicht nicht weiter schlimm, da das Gameplay nur ein Mittel zum Zweck war. Der Wechsel von Third-Person zur Ego-Perspektive in einigen Szenen erzeugte eine Immersion, die bis heute unvergleichlich ist. Vor allem, wenn man den Raketenstart aus der Ego-Perspektive betrachtet und jeden wichtigen Vorgang, der zu so einem Start dazugehört, selbstständig ausführen muss. Auch in Deliver Us Mars erleben wir erneut so einen Raketenstart und es fühlt sich immer noch unglaublich spannend an, Regler und Knöpfe auf Befehl zu drücken.

Aus der Third-Person-Perspektive springen, klettern und kriechen wir uns durch die unterschiedlichsten Szenarien des Mars. So werden wir im Laufe der Story durch eine zerstörte Station in einer gefrorenen Eislandschaft geführt, müssen Sandstürme in einem Mars-Fahrzeug durchqueren oder Steinbrüche überwinden. Somit hat auch der karge rote Planet einiges an Abwechslung zu bieten. Die Klettermechanik ist etwas unsauber geraten, da Kate nicht jede Bewegung optimal umsetzt, doch auch diese wertet das sonst simple Gameplay auf.

Neben kleineren Rätseln, die darin bestehen, Lichtstrahlen von einem Punkt zum nächsten zu projizieren, existieren auch Hologramme, die erst entschlüsselt werden müssen. Dies gelingt euch mit eurem kleinen Roboterpartner ASE, dessen Kontrolle ihr jederzeit übernehmen könnt. Dieser wird auch schonmal genutzt, um durch Lüftungsschächte zu gleiten, um Kate auf der anderen Seite eine Tür zu öffnen. Um die Hologramme zu entschlüsseln, müsst ihr ASE lediglich in eine bestimmte Position im Raum bewegen. Eine kleine blaue Kugel im Raum zeigt euch an, ob ihr auf der richtigen Spur seid. So bewegen sich drei Teile der Kugel auf und ab. Jedes Teil steht dabei für einen Winkel eures Blickfeldes.

Schwebt ihr mit eurem Roboter rauf oder runter, so bewegt sich ein Teil der Kugel auf diese zu oder entfernt sich. Die anderen zwei Teile verhalten sich ähnlich, nur beziehen sie sich auf die Nähe zur Kugel und eure waagerechte Ausrichtung. Erst wenn alle drei Teile perfekt in die blaue Kugel schweben, gilt das Hologramm als entschlüsselt. Etwas knifflig zu Beginn des Spiels, doch wenn man das Prinzip einmal verstanden hat, dann stellt es keine Herausforderung dar. Die Hologramme selbst sind leider als Diashow mit angedeuteten Körpern dargestellt, was wirklich schade ist, da auch hier kaum Spannung entsteht. 

Fazit

Deliver Us Mars ist kein kompletter Reinfall, aber auch nichts Besonderes mehr. Es stützt sich auf die Stärken des Vorgängers, ohne dabei mehr daraus zu machen. Zudem hat man sich bei dem Versuch einer cineastischen Inszenierung total übernommen und somit einen Großteil der Atmosphäre zerstört. Man kommt sich vor, wie in einem schlechten Theaterstück. Die Animationen der Charaktere sind steif, die Proportionen der Körper stimmen oftmals nicht mit ihrer Umgebung überein, eine Mimik ist nicht vorhanden, was mich persönlich abschreckte und kalt lies. Durch die persönliche Familienfehde der Protagonistin Kate verliert das Ausmaß der Mission an Bedeutung. Ständig fragt man sich, warum das Kind ihrem Vater hinterherjagt, statt auf die erwachsenen Crew-Mitglieder zu hören und die Zukunft der Menschheit zu sichern.

Beim simplen Gameplay bleibt sich das Spiel jedoch treu und addiert nur eine winzige Neuheit in Form der Klettermechanik hinzu. Auch der rote Planet ist sehr atmosphärisch in Szene gesetzt und überzeugt mit abwechslungsreichen Kulissen. Dennoch schafft es der Nachfolger meiner Meinung nach nicht, die Faszination des Erstlings zu wiederholen oder gar zu übertreffen. Die Bedeutung der Marsmission kommt zu keinem Zeitpunkt zu tragen, dass die Menschheit kurz vor dem Aussterben steht, wird durch eine belanglose Familiengeschichte zur Nebensache, was äußerst schade ist. Ich vergebe:

6 von 10 Punkte