Soulstice im Test – Diese Schwestern machen Dante Konkurrenz!

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Muss es denn immer gleich AAA sein? Wenn es nach dem italienischen Studio Reply Game geht, dann ganz bestimmt nicht. Die erfahrenen Entwickler haben sich auf AA-Titel spezialisiert und wollen den Spielern mit dem kommenden Action-Adventure Soulstice beweisen, dass auch kleinere Produktionen durchaus schick sein können. Wer bei dem Titel jetzt an einen neuen Soulslike-Ableger denkt, der wird enttäuscht, denn mit Soulstice belebt das Studio ein fast schon vergessenes Gameplay-Erlebnis wieder. Besonders Fans von Devil May Cry oder Bayonetta sollen hier auf ihre Kosten kommen. Wir haben uns für euch in die düstere Fantasy-Welt gewagt und verraten euch, ob es dem Studio gelungen ist.

Zwei Seelen in einem Körper

In Soulstice schlüpfen Spieler in eine düstere mittelalterliche Fantasy-Welt, die von Dämonen heimgesucht wird. Im heiligen Königreich Keidas öffnete sich über der florierenden Stadt Ilden ein Tor zu einer anderen Welt. Wilde Kreaturen, bekannt als „Wraiths“, strömen in Scharren in diese Welt ein und drohen alles Leben zu verschlingen. Sie befallen ihre Opfer und können sogar von ihren Körpern Besitz ergreifen. So verwandeln Sie diese in unbändige Monster, die das gemeine Volk terrorisieren. Doch zum Glück ist dieses Übel dem Königreich bereits bekannt und es existiert eine Geheimwaffe. Man erschuf die „Chimeras“, hybride Krieger, die aus der Vereinigung zweier Seelen entstanden. Nur sie sind imstande, die Menschheit zu beschützen, da die Vereinigung unmenschliche Kräfte in ihnen hervorgerufen hat. 

Die Spieler übernehmen die Rolle von Briar und Lute, zwei Schwestern, die als Chimera wiedergeboren wurden. Während Briar übermenschliche Kräfte und Widerstandsfähigkeit verliehen wurden, wurde Lute geopfert, um ihre Seele mit der ihrer Schwester zu verbinden. So nahm sie die Form eines Geistes an, der über mystische Kräfte verfügt und Briar tatkräftig unterstützt. Obwohl sie noch recht unerfahren sind, werden sie vom Orden, dem sie angehören, auf die Mission entsandt, die Stadt Ilden zu retten. Dabei stoßen sie auf eine nie dagewesene Bedrohung und lüften Geheimnisse, die nicht für sie bestimmt waren. Können die jungen Heldinnen die Welt retten oder werden sie auf ihrem Pfad von der Dunkelheit verschlungen? 

Klassisches Gameplay, modernes Gewand

Wie bereits erwähnt orientiert sich Soulstice an Spielen wie Devil May Cry und Bayonetta. Dementsprechend steuern wir Briar und Lute aus der Third-Person-Perspektive, während die Kamera immer einen festen Winkel einnimmt. Nur in den Kämpfen kann die Kamera frei bewegt werden. Die Grafik überaus ansprechend und dank Unreal Engine 4 sieht die Fantasy-Welt wunderschön aus. Auf mich wirkte die düstere Spielwelt wie ein zum Leben erweckter Animationsfilm, inspiriert vom Dark Souls Universum. Die Hintergründe sind beeindruckend, sodass ich oft einen Augenblick stillstand, um die Szenerie zu genießen. Das schaffen nur wenige Spiele bei mir. Doch trotz der modernen Grafik bleibt das Gameplay den klassischen Vorbildern treu. 

Die Spielwelt ist in einzelne Levelabschnitte unterteilt, die wiederum sehr linear aufgebaut sind. Hier und da können kleine Abzweigungen entdeckt werden, die Items oder Herausforderungen vor uns verstecken sollen. Immer wieder wird die jump&run-lastige Erkundung der Spielwelt durch actionreiche Kämpfe unterbrochen. Nach Abschluss des Kampfes wird die Leistung des Spielers auf Grundlage verschiedene Faktoren wie erlittener Schaden oder Kombofertigkeit bewertet. Aus der Gesamtbewertung aller Kämpfe eines Levels wird die Leistung erneut bewertet, um die Höhe der Belohnung zu ermitteln. Als Belohnung winken dann rote und blaue Orbs, die jeweils als Erfahrungspunkte eingesetzt werden können, um die Fähigkeiten der beiden Charaktere Briar und Lute zu verbessern.

 

Zusätzlich kann man mit den roten Orbs, die nur als Erfahrungspunkte für Briar eingesetzt werden können, auch in einem Shop Items erwerben wie Heilmittel oder ähnliches. Dementsprechend bleibt man stets motiviert, in den Kämpfen eine Bestleistung abzuliefern. Eure Fähigkeiten verbessert ihr bei Layton, einem Beobachter des Ordens, der an bestimmten Stellen im Level auftaucht. Auch den Item-Shop bietet er euch an. Zudem könnt ihr vor Beginn eines Levels eure Erfahrungspunkte gegen neue Angriffe oder andere Items eintauschen. 

 

Abwechslung oder Überforderung?

Damit die Kämpfe nicht langweilig werden, wird Briar immer mal wieder mit neuen Waffen ausgestattet, die jeweils über individuelle freischaltbare Angriffe verfügen. Insgesamt kommt man neben dem Standard-Schwert auf sechs unterschiedliche Waffen. Darüber hinaus mischt auch die kleine Lute ordentlich im Kampf mit. Mit ihren übernatürlichen Fähigkeiten unterstützt uns Lute beim Kontern von Angriffen oder schwächt die Widersacher für uns. Für sie gibt es vier unterschiedliche Fähigkeitsbäume, die den Angriff, die Verteidigung, ihre Auren und einen speziellen Modus beeinflussen, den ich euch nicht vorwegnehmen möchte. Während ihr Briar also direkt steuert, kämpf Lute größtenteils passiv an euerer Seite und dank dem üppigen Skill-Trees könnt ihr ihren Spielstil individuell an euren anpassen. 

Darüber hinaus offenbart sie Schwachstellen, sodass wir überhaupt in der Lage sind verschiedene Feinde aufzudecken und zu besiegen. Mit den Schultertasten aktivieren wir Lutes besondere Auren. Während die blaue Aura Geister oder Objekte aus der Astralwelt eine physische Form verleiht, nutzen wir die rote Aura um rot schimmernde Kristalle brüchig zu machen. Solche versperren uns schon Mal den Weg oder wuchern an unterschiedlichen Feinden. Ohne Lutes Aura sind diese Kristalle unzerstörbar. So werden die Kämpfe immer anspruchsvoller und komplexer. Immer wieder müsst ihr zwischen den zwei verschiedenen Auren wechseln, um die unterschiedlichen Feindtypen zu besiegen. Zudem gibt es Gegnertypen, die anfälliger für bestimmte Waffen in Briars Arsenal sind, wodurch es sich durchaus lohnt immer wieder schnell per Steuerkreuz die Waffen durchzuschalten. 

Auch wenn die zahlreichen Optionen im Kampf Abwechslung und Spannung versprechen, können sie auch überfordernd wirken. Während die einen gerade das als herausfordernd und motivierend empfinden werden, fühlte ich mich persönlich oft genervt, weil es mich zum Teil überforderte. Es passiert teilweise so viel auf dem Bildschirm, dass man schnell die Übersicht verliert, vor allem wenn alle unterschiedlichen Feindtypen gleichzeitig angreifen. In einigen engen Räumlichkeiten kam noch eine schlecht platzierte Kameraperspektive hinzu, die vieles vom Geschehen verdeckte. Zudem können die wichtigen Auren von Lute nicht die ganze Zeit eingesetzt werden. Nutzt man sie zu lange, dann ist Lute erschöpft und es dauert eine Zeit, bis sie sich wieder erholt. Das nagte zusätzlich an meinem Nervenkostüm und der Spielspaß brach vor allem in den Kämpfen einige Male ein. 

Zum Glück bietet das Spiel fünf unterschiedliche Schwierigkeitsgrade und zusätzliche Gameplay-Hilfen an, die einem durchaus den Kampf erleichtern können. Man kann zum Beispiel die Konter von Lute automatisch einstellen, so muss man sich dann nur noch aufs Ausweichen konzentrieren und auch Quick-Time-Events können komplett ausgeschaltet werden. Somit sollte jeder Spieler in der Lage sein, die emotionale Geschichte zu erleben. 

Die Seele am rechten Fleck

Trotz eines gefühlt überfordernden Kampfsystems blieb ich stets motiviert. Das ist den Entwicklern vor allem durch die großartige Inszenierung der Geschichte gelungen, aber auch durch die belohnende Erkundung der Spielwelt. Herausforderungen und Items, ich erwähnte das bereits. Vor allem Items, die permanent Briars Gesundheit oder Lutes Aura erhöhten, waren bei mir sehr begehrt. Der Soundtrack ist großartig und die Synchronsprecher lieferten eine überzeugende Darstellung ab. Zudem liebe ich den düsteren und brutal-dreckigen Look der Spielwelt.

Schade nur, dass gerade die Spielwelt für so wenig optische Abwechslung sorgt. Vor allem in den ersten Spielstunden hat man das Gefühl immer wieder das gleiche Level zu spielen, da sich so wenig verändert. Die ganze Stadt Ilden besteht gefühlt nur aus Brücken und Verliesen. Erst mit der Unterstadt gibt es etwas Neues fürs Auge, doch das ist schlicht zu wenig und zu kurz, denn darauf folgt erneut der bekannte Look aus Brücken und Verliesen nur mit einer Prise Schnee obendrauf. Es ist ein wenig enttäuschend, da die Stadt Ilden durchaus facettenreich erscheint, vor allem wenn man zu Beginn bei den Docks ankommt und das großartige Panoramabild der Stadt ein wenig an Minas Tirith aus Herr der Ringe erinnert. 

Fazit

Soulstice ist ein Action-Adventure, welches sich besonders Fans von Devil May Cry und Bayonetta nicht entgehen lassen sollten. Trotz moderner Grafik könnt ihr ein klassisches Gameplay erwarten, was sich sogar überraschend frisch anfühlt, da diese Art von Spiel in letzter Zeit kaum bis gar nicht auf dem Markt vertreten war. Dank zahlreicher Waffen sowie anderen Kampfmechaniken und  vielfältigen Feindtypen bleibt das Kampfsystem durchgehend herausfordernd und anspruchsvoll. Leider kann es aber auch überfordernd oder frustrierend wirken und durch eine ungünstige Kameraperspektive verliert man schon mal den Blick aufs Kampfgeschehen. Auch die Level hätten durchaus Abwechslung vertragen können, da man viele von ihnen optisch kaum auseinanderhalten kann.

Trotz einiger Schwächen bleibt das Spiel durchgehend motivierend, da vor allem die Geschichte der beiden Geschwister Briar und Lute gut inszeniert wurde. Der Soundtrack ist eingängig und die Synchronisation überzeugend. Wer sich mit dem Kauf nicht sicher sein sollte, kann zumindest auf dem PC eine Demo über Steam ausprobieren. Mit seiner Kampagne von 12 – 15 Spielstunden und dem hohen Wiederspielwert für Perfektionisten sind die veranschlagten 50 € mehr als gerecht. Ich vergebe

8 von 10 Punkte. 

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1 Jahr zuvor

[…] mehr Action!? Dann schaut euch dieses Spiel mal an […]