The Last Oricru Key Art

The Last Oricru im Test – Gothic trifft Soulslike

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Mit „The Last Oricru“ entstand bei den tschechischen Entwicklern von GoldKnights ein interessantes Action-RPG für die PS5, Xbox Series und den PC, welches den Fokus stark auf die Story und Spielerentscheidungen legt. Der Titel ist das Erstlingswerk des knapp 40-Mann starken Entwicklerteams und die Features klingen sehr ambitioniert, vielleicht schon zu ambitioniert für so ein junges Team. So verspricht man eine umfangreiche Handlung, die maßgeblich von den Entscheidungen der Spieler getragen wird. Zudem wird man direkt in den Konflikt zweier Völker geworfen, die sich in einer brutalen mittelalterlichen Sci-Fi-Welt bekämpfen.

Dank eines massiven Entscheidungsbaumes sollen eure Entscheidungen zu verschiedenen Ergebnissen führen, die sich auf Story, Charaktere, das Spielende oder sogar den Spielfluss auswirken. Darüber hinaus werden anspruchsvolle Kämpfe angepriesen und das ganze Abenteuer könnt ihr sogar im Online- oder im Couch-Koop erleben. Das klingt doch zu schön, um wahr zu sein, oder? Wir haben uns den Titel zur Brust genommen und verraten euch, wo es vielleicht noch hapern könnte. 

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https://youtu.be/kGBhHq9Q2Io

Der Mensch, das Alien

Obwohl „The Last Oricru“ ein Third-Person-Rollenspiel ist, erleben wir die meisten Zwischensequenzen aus der Ego-Perspektive. Das ist keine schlechte Idee, um die Ereignisse immersiver wirken zu lassen. So erleben wir zu Beginn des Abenteuers, wie unser Protagonist in einer Art Cryo-Kapsel erwacht und direkt von einem menschenähnlichen Wesen getötet wird. Verwirrt und ohne Erinnerungen erwachen wir in einem Tempel. Umgeben von riesigen Ratten, die den Tempel fegen, begrüßt uns in einem rauen Ton ein blauhäutiger Hüne. Es dauert nicht lange, da finden wir uns in einem blutigen Konflikt zweier beheimateter Völker wieder und können selbst entscheiden, ob wir uns einer Fraktion anschließen oder beide ignorieren. Jede Entscheidung hat Konsequenzen und es ist nicht immer leicht, die Wahrheit herauszufinden. Eins steht fest, ihr seid auf einem fremden Planeten gestrandet und müsst einen Weg nach Hause finden.

Hier muss noch nachgebessert werden

Von den ersten Spielminuten hat mich „The Last Oricru“ an meine Zeit mit Gothic erinnert. Dabei kann ich euch gar nicht genau sagen, woran es liegt, ob nun an den sarkastischen Dialogen oder am Setting. Am Spielwelt-Konzept lag es definitiv nicht, denn während Gothic ein Open-World Spiel ist, erkunden wir in „The Last Oricru“ einzelne Levelabschnitte, die durch Ladezeiten getrennt sind.

Der Titel hat definitiv seinen Charme. Schade nur, dass der technische Zustand alles andere als sauber ist. Die Grafik schwankt zwischen veraltet und ok, doch am schlimmsten sind die unzähligen Bugs, das träge sowie unpräzise Kampfsystem und die damit zusammenhängende Balance des Schwierigkeitsgrades. In „The Last Oricru“ werdet ihr mit jeder Art von Bugs konfrontiert. Clipping- und Darstellungsfehler, Ki Aussetzer, Sound Aussetzer, nicht eingeleitete Zwischensequenzen, Animationsfehler, nachladende Texturen usw. Ach und den ersten Boss musste ich zweimal besiegen, da er nach einiger Zeit einfach wieder neu gespawnt ist. Der technische Zustand des Spiels, ist wohl der schlimmste, den ich in diesem Jahr erleben durfte. 

Hinzu kommt ein unbalanciertes, träges und unpräzises Kampfsystem, welches an Soulsspielen angelehnt ist. Wie gewohnt gibt es leichte und schwere Angriffe, jede Menge Loot und Waffen mit individuellen Fähigkeiten. Erfahrungspunkte gehen im Falle des Todes verloren und aufleveln können wir nur an bestimmten Stellen. Typisch Soulslike halt. Der Titel mixt Fantasy-Mittelalter mit futuristischen Technologien, die die Bewohner als Magie betrachten. Dementsprechend ist das Kampfsystem größtenteils auf den Nahkampf ausgelegt, wobei es auch vereinzelt Schusswaffen zu finden gibt.

Die Kämpfe sind gewohnt fordernd, doch zum größten Teil, weil sie so unsauber programmiert sind. Die Hitboxen sind nicht immer nachvollziehbar und die Bewegungen ungewollt träge. Es wirkt teilweise so, als gäbe es einen massiven Input-Lag. Zudem bietet man zwei unterschiedliche Schwierigkeitsgrade an. Im leichteren Story-Modus werden die Gegner derart verlangsamt, dass sie fast schon wie in Zeitlupe kämpfen, ansonsten konnte ich keine Unterschiede zum normalen Modus feststellen.

An der Balance im Allgemeinen muss noch etwas gearbeitet werden. Während ich in einem Gebiet Ratten nur mit drei Schlägen besiegen konnte, rannte mir im selben Gebiet ein Mutant unter die Füße, der so stark wie ein Boss war. Nachdem ich ihn besiegt hatte, folgte ein weiteres Gebiet voll von diesen Mutanten, die jedoch mit nur vier Schlägen zu Boden gingen. Ich vermute, dass es sich dabei um ein Balanceproblem handelt, da mir im gesamten Spieldurchlauf nur zwei dieser „stärkeren“ Feinden begegnet sind. 

Das Menü müsste ebenfalls überarbeitet werden. Die Sortierung des Inventarinhalts ist unübersichtlich und das Questlog eine Katastrophe. Vor allem gegen Ende des Spiels braucht ihr eine Lupe, um überhaupt eure Ziele lesen zu können. 

Trotz aller Macken

Obwohl mich der technische Zustand wirklich genervt und teilweise verärgert hat, konnte ich den Controller nur schwer aus der Hand legen, weil mich die Konflikte der Fraktionen und die Konsequenzen meiner Entscheidungen schlichtweg gefesselt haben. Auch die Erkundung der Welt hat mir Spaß bereitet und wenn ich mal eine versteckte Kiste entdeckte oder gar ein Runen-Rätsel löste, freute ich mich auf den darin enthaltenen Loot. 

Fazit

Ganz bedenkenlos kann ich euch „The Last Oricru“ nicht ans Hertz legen. Dieses Spiel wird mit Sicherheit die Gemüter spalten, denn es zeichnet sich überwiegend ab, dass sich die Entwickler mit dem Projekt schlichtweg übernommen haben. Trotz einer wirklich charmanten Ausführung, dem zynisch sarkastischen Protagonisten Silver, den ich schnell ins Herz geschlossen habe, hat das Spiel auch seine hässlichen Kanten.

Zum einen wäre da der technische Zustand des Spiels. Mir sind unzählige unschöne Bugs im Verlauf meines Abenteuers begegnet, wie Ki-Aussetzer, Sound-Aussetzer, hässliche Blöcke statt Feueranimationen, starre Mimiken und Animationen im Allgemeinen. Auch Zwischensequenzen wurden teilweise nicht eingeleitet und erst ein Neustart brachte Aufklärung. Dennoch konnte mich das Spiel packen. Ich fühlte mich durchgehend an Gothic erinnert. Zudem fand ich die Entscheidungen so wie deren Konsequenzen überaus spannend. Auch die Konflikte der unterschiedlichen Fraktionen sind sehr gut ausgearbeitet und schlüssig. Der Wiederspielwert ist in meinen Augen sehr hoch. Leider fehlt ein New Game+ Modus. 

Leider ist das Kampfsystem nicht ausgereift, es fühlt sich immer wieder träge und hölzern an. Souls-Veteranen werden schnell Mechaniken entdecken, die das Kampfsystem etwas aushebeln können. Die Hitboxen der Gegner sind nicht präzise genug und so kann man leicht den feindlichen Angriffen ausweichen, doch auch die Attacken der Spieler gehen nicht immer ins Schwarze. Man merkt dem Spiel sein niedriges Budget an jeder Ecke an.

Insgesamt kann ich jedoch sagen, dass mich vor allem die komplexe Geschichte mitgerissen hat. Zudem kann man die 15 – 20-stündige Kampagne auch einfach mit einem Kumpel im Online- oder auch Couch-Koop-Modus durchspielen. Für den Preis von 40 Euro erhaltet ihr kein besonders hübsches, aber charmantes und äußerst kantiges Action-Abenteuer. Ich vergebe 

5.5 von 10 Punkte

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