
„Ender Lilies: Quietus of the Knights“ gilt ein kleiner Geheimtipp unter Metroidvania Fans und konnte vor allem durch sein knackiges Gameplay überzeugen. Mit „Ender Magnolia: Bloom in the Mist“ schlagen die Entwickler von Adglobe und Live Wire das nächste Kapitel ihrer dystopischen Welt auf und versuchen erneut die Spieler in ihren Bann zu ziehen. Dabei wir der Fokus weg von herausforderndem Gameplay hin zu einer spannenden Geschichte verlagert, wie sich das auswirkt, erfahrt ihr in meinem Test.

Reise durch das Land der Dämpfe
„Ender Magnolia“ spielt Jahrzehnte nach seinem Vorgänger „Ender Lilies“ in derselben Welt. In der Region „Land der Dämpfe“ erschafft der Megakonzern Horzine künstliche Lebensformen namens Homunculi, die jedoch durch unterirdische giftige Gase korrumpiert und gewalttätig werden. Die Protagonistin Lilac, eine „Stimmerin“, hat die Fähigkeit, korrumpierte Homunculi zu reinigen. Gemeinsam mit dem Homunculi Nola versucht sie, das Königreich zu retten.

Lilac erwacht in einem verlassenen Labor ohne Erinnerungen an ihr früheres Leben. Mit Hilfe von Nola gelingt ihr die Flucht. Beide haben beschädigte Erinnerungen und erreichen schließlich die Oberfläche, wo sie erfahren, dass sie zum Zentrum des Landes, dem Upper Stratum, müssen. Hier residiert die herrschende Klasse und könnte Antworten auf ihre Fragen haben. Die gefährlichen „Dämpfe“ haben jedoch begonnen, Homunculi in feindliche Mutanten zu verwandeln, was Lilac zwingt, auf ihre Homunculi-Begleiter zu vertrauen, während sie durch das Lower Stratum reisen.

Auf ihrem Weg rekrutieren sie weitere Homunculi und treffen auf den Oberstimmer Joran. Dieser erkennt, dass Lilac von der Stimmerin Lilia gerettet wurde, und erzählt ihr von Lilias Verschwinden. Joran hilft Lilac bei der Reparatur eines Aufzugs, der sie ins Central Stratum bringt, und enthüllt, dass Lilia eine talentierte Stimmerin war, die sich entschied, im Lower Stratum zu bleiben, um den Homunculi zu helfen.

Altbewährtes System, neu erdacht
„Ender Magnolia“ kombiniert geschickt Plattforming, Erkundung und Kämpfe. Lilac selbst beteiligt sich nicht direkt am Kampf, sondern ruft ihre Homunculi-Gefährten herbei, um für sie zu kämpfen. Hat man in „Ender Lilies“ noch bis zu 24 einzelne Homunculi zur Auswahl, beschränkt man sich bei „Ender Magnolia“ auf nur noch zehn, jedoch hat man das Angriffsportfolio erweitert und vergrößert. Jeder Homunculi bietet jetzt nicht nur einen angriff, sondern gleich drei, wodurch wir in „Ender Magnolia“ auf insgesamt 30 unterschiedliche Angriffe setzen können.

Wir müssen uns dann nur noch entscheiden, welche Angriffe wir mitnehmen, denn wie im Erstling, sind diese begrenzt. Insgesamt lassen sich vier Angriffe ausrüsten und einsetzen. Dies verleiht dem Spiel, wie auch schon im Vorgänger, eine strategische Komponente, bei der die Wahl und Kombination der Begleiter entscheidend ist.

Während des Spiels sammelt Lilac verschiedene Upgrades und Fähigkeiten, die es ihr ermöglichen, neue Bereiche der Spielwelt zu erkunden. Dabei fällt die Welt nicht nur abwechslungsreich, sondern auch sehr verwinkelt aus. Gerade der „blutrote Wald“ und die „Magierakademie“ sind sehr verwirrend aufgebaut, wenn man nicht aufpasst. Zusätzlich muss man auch über einzelne Bereiche hinausdenken, da man einige Bereiche nur auf diese Weise erreichen kann. Man muss sich zum Beispiel oft von einer Wand abstoßen, um am anderen Ende des Levelbereichs eine Wand zu zerstören. Zum Glück werden solche Wände und Türen auf der Karte direkt angezeigt und sofort als passierbar deklariert, sobald man die benötigte Fähigkeit erlangt.

In Punkto Schwierigkeitsgrad und Herausforderung hat man in „Ender Magnolia“ einen Gang runtergeschaltet und macht das Spiel somit einem breiterem Publikum zugänglich. Man hat nun die Möglichkeit die Schwierigkeit jederzeit an einem Ausruhpunkt herunter oder hoch zu skalieren. Dabei kann man zwischen den vordefinierten Graden „einfach“, „mittel“ und „schwer“ wählen oder ganz individuell einzelne Parameter wie die Aktivität der Feinde oder den Schaden der Feinde regulieren.

Grafisch besticht „Ender Magnolia“ durch seine detailreiche und stimmungsvolle Gestaltung. Die Entwickler haben viel Liebe zum Detail bewiesen, sei es in den düsteren Laborszenen oder den weitläufigen Außenbereichen. Die Animationen sind flüssig und die Kampfsequenzen dynamisch inszeniert.

Der Soundtrack des Spiels untermalt die düstere Atmosphäre perfekt. Die Musikstücke sind emotional und tragen maßgeblich zur Stimmung bei. Die Soundeffekte, insbesondere während der Kämpfe, sind kraftvoll und gut platziert.

Fazit
„Ender Magnolia“ reicht meiner Meinung nicht ganz an seinen Vorgänger heran. Der Fokus auf die Geschichte klappt nicht besonders gut, weil diese nicht gut genug hervorgehoben oder inszeniert wird. Wie auch schon im Vorgänger werden wir durch starre Dialogfelder unterhalten. Zudem ist die Spielwelt an der ein oder anderen Stelle zu verwinkelt ausgefallen. Das Kampfsystem wurde jedoch an genau der richtigen Stelle überdacht und um eine Angriffsmöglichkeit erweitert, hierdurch wird das Spiel ein wenig taktischer als sein Vorgänger. Im Großen und Ganzen ist nur leider kein Fortschritt sondern eher ein Stillstand in der „Ender“-Serie zu erkennen, womit „Ender Magnolia“ zwar ein neues Kapitel einschlägt, jedoch nicht sonderlich heraussticht.
Ich vergebe:
6 von 10 Punkten