EA SPORTS™ UFC® 4 20200817195720

EA Sports UFC 4 im Test – Die volle Breite MMA

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EA Sports bringt die beliebte MMA-Simulation UFC mit dem mittlerweile vierten Ableger zurück. Seit dem 14. August 2020 können sich Fans dieser Sportart selbst in den Käfig trauen. Dabei wirbt EA Sports mit zahlreichen Verbesserungen, die nicht nur den Fans sondern am besten auch Neulingen schmecken sollen. So setzt man auf die sogenannte Real-Player-Motion-Technologie (RPM-Technologie), um den Spielern ein flüssigeres Kampferlebnis bieten zu können, welches auf Positionierung und Physis basiert. Hierdurch sollen bei UFC 4 nicht nur die Animationen besser aussehen auch die Clinch-Kontrolle, die Takedowns und das Ground-and-Pound konnten deutlich überarbeitet werden. Aber man will nicht nur technisch überzeugen, sondern vor allem mit der Lizenzpower glänzen. So bringt EA über 100 Kämpferinnen und Kämpfern aus verschiedenen Gewichtsklassen mitsamt ihren unterschiedlichen Stilen, Aktionen und Eigenheiten ins Spiel. Ich habe mich selbst für euch in den Käfig getraut und verrate euch, ob EA Sports seine Versprechen halten kann und wie sich der neuste Ableger spielt. 

In UFC 4 wurde der Karriere-Modus stark überarbeitet. Dementsprechend wird dieser gleich in den Fokus der Spieler gerückt. So werdet ihr gleich zu Spielbeginn in den Karriere-Modus geschmissen, um euch einen individuellen Kämpfer bzw. Kämpferin erstellen zu können. Hier stehen euch alle Freiheiten offen und ihr dürft nicht nur über das Aussehen, sondern auch die Gewichtsklasse sowie Stilrichtung entscheiden. Bereits hier legt ihr den Grundstein eures Kämpfers fest und entscheidet ob es sich bei ihm um einen Boxer, Kickboxer oder Ringer handeln soll. Jeder Kampfstil bringt einen anderen Vorteil mit und bestimmt zu einem gewissen Teil euren Kampfstil.

Ähnlich wie in FIFAs „The Journey“ dürft ihr dann die Geschichte eures Charakters erleben. Da ihr jedoch eure ganz individuelle Legende aufbauen sollt, reicht der Karriere-Modus von UFC 4 nicht mal annähernd an FIFAs „The Journey“ oder sogar dem deutlich schwächeren Karriere-Modus von Madden heran. Dennoch wird auf solide Weise ein Rahmen geschaffen, der wenigstens ein wenig den Flair einer übergeordneten Geschichte vermittelt. Im Grunde hangeln wir uns im Karriere-Modus von Kampf zu Kampf und erarbeiten uns den Einstieg in die UFC, um dort den Weltmeistertitel zu holen. So könnte man es zumindest grob ausdrücken, doch der Karriere-Modus ist wesentlich komplexer, als man es auf den ersten Blick erahnen kann.

Manager, Kämpfer, Star

Im Karriere-Modus ist man nicht nur Kämpfer, sondern gleichzeitig auch Manager und Social Media Star. Vor jedem Kampf bekommt ihr eine unterschiedliche Anzahl an Wochen Zeit, um euch auf den bevorstehenden Kampf vorzubereiten. So bekommt ihr unterschiedliche Aktionen an die Hand, um die Zeit sinnvoll rumzukriegen. Durch Sparring verbessert ihr unterschiedliche Attribute eures Kämpfers. Hierfür ist es sogar möglich berühmte Kämpfer zum Sparring einzuladen, um neue Aktionen zu erlernen. Später könnt ihr Sponsoren anheuern und müsst Pflichttermine erfüllen. Ihr könnt auch eine Gegneranalyse durchführen, um besser auf den Kampf vorbereitet zu sein oder ihr nutzt eure Social Media Reichweite, um den Kampf zu Hypen und euren Ruf auszubauen. In UFC 4 bestimmen die Spieler selbst den Weg ihres Kämpfers bzw. ihrer Kämpferin. Dank Social Media könnt ihr zum Fanliebling oder zum polarisierenden Widerling werden und eure Kampfergebnisse bestimmen über eure Bekanntheit als Ringer oder K.O.-Champion. Die Welt des MMA steht euch so offen, wie in keinem anderen Teil zuvor.

Wie ihr eure Wochen verbringt bleibt euch überlassen. Doch Vorsicht, zu viel oder zu wenig Zeit im Gym wirkt sich negativ auf euren Athleten aus. Zudem seid ihr auch im Training nicht vor Verletzungen geschützt und diese sind immer negativ behaftet. Entweder werden euch Pausen zur Genesung aufgezwungen oder ihr habt handfeste Nachteile im nächsten Kampf. Um euren Kämpfer an den Meistertitel zu bringen ist ein gewisses Maß an Management von Nöten.

Schön ist, dass EA den Charakterfortschritt an das eigene Training und den individuellen Kampfstil gekoppelt hat. Jede Aktion, also jeder bestimmte Schlag oder Tritt, steigt mit der Häufigkeit seiner Nutzung im Rang auf. Hierdurch wird die Effektivität eurer Aktionen deutlich erhöht und ihr erhaltet zudem Entwicklungspunkte, die ihr in Talente oder Erweiterungen investieren könnt. Auch weitere Vorteile aus den unterschiedlichen Kampfstilen können freigeschaltet und genutzt werden.

Leider nutzen sich die unterschiedlichen Möglichkeiten im Karriere-Modus schnell ab, da es an Abwechslung mangelt. Vor allem die Sparring-Einheiten mutieren zu einer nervigen Fleißarbeit, wodurch man schnell gewillt ist die Wochen zum nächsten Kampf automatisch simulieren zu lassen. Es fehlt einfach an Highlights und einer spannenden Inszenierung. Es hätte vermutlich schon gereicht mit Prominenten Stars der Szene in Kontakt zu treten, um auf diese Weise etwas näher am Produkt zu sein. Stattdessen klicken wir uns durch Twitter ähnliche Kanäle und überstehen PR-Termine, bis es endlich zum nächsten Kampf kommt.

Kämpfe wie bei einer TV-Übertragung

Zum Glück gleicht EA dieses Manko mit dem hervorragenden Gameplay wieder aus, denn das ist purer Zucker. Nicht zu anspruchsvoll, um auch Neulingen die Chance zu geben ins Spiel rein zu finden, aber komplex genug, um auch anspruchsvolle Spieler zu befriedigen. Mit unterschiedlichen Tutorial-Funktionen wie Onscreen-Hilfen, einem Training innerhalb der Karriere und einem Online-Handbuch wird sich jeder Einsteiger schnell in UFC 4 zurechtfinden können. Veteranen hingegen erfreuen sich an den unzähligen Combos und fortgeschrittenen Techniken, die eine gewisse Fingerfertigkeit abverlangen. Darüber hinaus hat man das Clinch- sowie Aufgabesystem überarbeitet.

Für Spieler wie mich, die in UFC 3 Schwierigkeiten mit den Submissions hatten, greift nun die so genannte Submission-Hilfe. Wem das zu einfach ist, kann diese auch ausschalten und quasi zum alten System wechseln. Mit der Submission-Hilfe könnt ihr schnell mit dem Analog-Stick zwischen „Aufstehen“, „Ground-and-Pound“ und „Submission“ wählen, um so Positionswechsel durchzuführen. Während ihr euch beim Befehl „Aufstehen“ aus dem Clinch befreit, folgen auf die Befehle „Ground-and-Pound“ sowie „Submission“ kleine Mini-Spielchen, bei denen ihr Balken übereinander legen müsst, während euer Opfer dies zu verhindern versucht.

Im Standup-Fight greift ihr auf ein breitgefächertes Repertoire an Move-Sets zurück und bearbeitet euren gegenüber auf gewohnt brachiale weise. Treffer bringen den Gegner nicht nur zum Spuken und schwitzen, sondern hinterlassen auch deutlich sichtbare Blessuren. Zudem kommt ein Gegner auch ins Schwanken, wenn man ordentlich seine Rippen oder Beine bearbeitet. Am Treffer-Feedback hapert es ab und zu, da gelegentliche Treffer keine Wirkung zeigen und auch die Kollisionen sind nicht frei von unnatürlichen Verrenkungen. Besonders extrem treten diese auf, wenn beide Kontrahenten die gleiche Aktion, wie einen Tritt zum Kopf vollziehen wollen. Doch Abseits dieser gelegentlichen Glitches überzeugt EA auf ganzer Linie mit den überaus gelungenen Soundeffekten und den brachialen Treffern samt kurzzeitiger Betäubung.

Neben der Karriere bietet „UFC 4“ die Möglichkeit eigene Events und Turniere abzuhalten. Im Einzelkampfmodus könnt ihr auch Modifikationen wie „Stand & Bang“ (kein Bodenkampf) vornehmen. Online könnt ihr euch in Blitz-Kämpfen, also kurzen Turnierserien mit wechselnden Voraussetzungen, messen.

Fazit

Mit UFC 4 liefert EA Sports die bisher beste MMA-Kampfsimulation ab. Dank neuer Hilfs- sowie Trainingsfunktionen sollten sich Anfänger schnell zurechtfinden können, dennoch bleibt das Kampfsystem anspruchsvoll und komplex. Die größten Schwächen des Vorgängers wurden aus dem Weg geräumt und die Stärken weiter ausgebaut. Zwar treten weiterhin kleine Probleme bei der Kollisionsabfrage und dem Treffer-Feedback auf, doch spätestens beim spektakulär inszenierten Knockout sind diese wieder vergessen. Die Kämpfe sind packend und großartig präsentiert. Die Soundeffekte sowie der Soundtrack sind erstklassig und die Lizenz wird mit über 100 Kämpfern ausgereizt. Wenn beim nächsten Mal auch noch der Karriere-Modus abwechslungsreicher und spannender präsentiert wird, dann kann keiner mehr EA vom Treppchen stoßen. Doch schon in diesem Zustand können wir „EA Sports UFC 4“ absolut weiter empfehlen. Dementsprechend vergebe ich:

9 von 10 Punkte