„Returnal“ ist das erste große exklusive Spiel für die PlayStation 5 und da erwarten Fans selbstverständlich ein Bombast-Feuerwerk. Ein Spiel, das alles Bisherige in den Schatten stellt, nicht nur grafisch, sondern auch Gameplay-Technisch, doch kann ein Titel solche Erwartungen überhaupt erfüllen? Als rationaler Mensch würde ich sagen: Nein, doch als Gamer hoffe ich natürlich auf ein gelungenes Abenteuer. Zudem ist es nicht nur der erste Versuch das Shoot Em Up Genre in einer vollwertige 3D-Umgebung umzusetzen, sondern auch noch das Roguelite-Prinzip im AAA-Gewand massentauglich zu machen. Das Roguelites immer beliebter werden zeigte zuletzt der Titel „Hades“ und auch ich muss zugeben, dass ich immer mehr gefallen an dem Live-Die-Repeat-Konzepts gefallen finde. Und weil Roguelites bisher nur günstige Indie-Titel waren, schwebte schon vor Release die Frage im Raum, ob ein solcher Titel überhaupt seine 80 Euro Wert sein kann? Darf Sony das? Nun diese Frage möchte ich vorweg beantworten: Ja, der Titel ist sein Geld Wert und warum? Das verrate ich euch im folgenden Test.
Selene
Immer wieder quält mich derselbe Alptraum. Ich stürze auf einem fremden Planeten ab. Ich bin allein. Es ist nass und kalt. Das Raumschiff ist beschädigt und ein seltsames Signal blockiert meine Kommunikation. Eine Hoffnung auf Rettung gibt es nur, wenn ich die Quelle des Signals ausmache. Doch der Weg dorthin ist gefährlich. Fremdartige Wesen trachten mir nach dem Tod. Der Weg ist übersät mit Fallen, giftigen Pfützen und nebligen Abgründen. Ich stecke in einer Art Schleife fest und jeder Tod ist ein Neuanfang. Die Erinnerung wird mir zwar immer wieder genommen, doch mein Weg ist gepflastert mit meinen Leichen und Audiologs, die mich daran erinnern sollen, wer ich bin. Ich darf das Ziel nicht aus den Augen verlieren, die Hoffnung nicht aufgeben und den Loop durchbrechen. Das ist meine Aufgabe. Ich muss wieder nach Hause.
Live. Die. Repeat.
„Returnal“ ist, wie ich anfangs erwähnt habe, ein Roguelite aus der Third-Person-Perspektive. Im Kern geht es also darum, einen beinharten Shooter von Anfang bis Ende ohne einmal zu sterben durchzuspielen. Dabei ist es fast unmöglich dies auf Anhieb zu schaffen, denn es gehört zum Spielerlebnis dazu öfters das zeitliche zu segnen, nur so kann man alle Geheimnisse des Spiels aufdecken. Stirbt man, beginnt man also komplett von Neu. Doch keine Panik, es gibt ein paar kleine Spielelemente, die auch nach dem Tod erhalten bleiben. So können Alienartefakte geborgen werden, die euch neue Wege eröffnen, Waffen erhalten neue Modifikationen wie Sprengmunition oder kritischen Schaden, je öfter man mit diesen kämpft und der Platz eures Inventars kann permanent erweitert werden, sodass ihr bis zu drei Items tragen könnt, statt nur einem. Natürlich ist so ein Spielprinzip nicht frei von Frustmomenten. Vor allem, wenn man nach knapp zwei Stunden endlich beim Endgegner ankommt und dieser einen innerhalb von wenigen Minuten vernichtet. Aber dennoch hat mich das Spiel wie schon lange kein anderes mehr in seinen Bann gezogen. Einmal angefangen, konnte ich nur schwer den Controller beiseitelegen. Immer wieder packte mich die Motivation weiter kommen zu wollen, als beim letzten Run.
Bei jedem Neuversuch müsst ihr euch also einprägen wie eure Feinde ticken, wie die Fallen funktionieren, wo es Geheimnisse zu entdecken gibt und wo ihr Vorteile herausschlagen könnt. Die Welt ist vollgestopft mit geheimen Räumen, Truhen und sammelbaren Objekten. Damit es auch nach unzähligen Spielstunden nicht an Abwechslung mangelt, wird die Spielwelt immer wieder neu zusammen gewürfelt. Obwohl viele Kernräume, wie zum Beispiel das Haus aus dem 20. Jahrhundert oder wo ihr auf Hologramme alter Alienzeugnisse stößt, immer identisch bleiben, so ändert sich doch deren Reihenfolge. Ihr wisst zwar, dass ihr auf diese Räume stoßen werdet, doch wann ist immer ungewiss. Das klingt jetzt womöglich ein wenig unspektakulär, doch es reicht aus, um euch zu unterhalten, denn ihr werdet viel zu sehr vom Gameplay gefordert sein, als dass ihr darauf eurer Hauptaugenmerk legen werdet.
Bullet Hell
Eure Gegner haben es ganz schön in sich und bombardieren euch regelrecht mit ihren Geschossen zu. Zu keinem Zeitpunkt dürft ihr unkonzentriert sein, denn Selene kann nur wenige Treffer einstecken. Ihr müsst Blitzschnell reagieren und in Sekundenbruchteilen eure Entscheidungen treffen sowie strategisch agieren. Zum Glück haben die Entwickler euch eine butterweiche Steuerung an die Hand gegeben. Die Heldin gleitet regelrecht rasant über die Spielwelt und kann sich mit hohen Sprüngen, dank Düsen am Raumanzug, oder aber auch einem Schub schnell in Sicherheit bringen. Dank dem Schub können wir sogar durch feindliche Geschosse gleiten und können dadurch eigentlich tödlichen Situationen nochmal entkommen. Auch das Fadenkreuz eurer Schusswaffen fällt sehr großzügig aus, wodurch das Treffen der Gegner eurer kleinstes Problem im Spiel sein dürfte. Vielmehr sind es die listigen Monster und die Umgebung, die euch das Leben schwer machen sollten.
Feinde umzingeln und umkreisen euch, tauchen plötzlich aus dem nichts auf und in einigen Situationen ist der Bildschirm voll von gefährlichen Kugeln, Laserstrahlen oder Raketen. Da fällt es ganz schön schwer hier auch noch die Umgebung im Blick zu behalten und nicht aus Versehen in Abgründe, säure Pfützen oder Wasserbecken zu fallen. Das ist nun mal der Preis eines Shoot Em Ups in einer 3D-Umgebung, die Übersicht geht ganz schön oft flöten. Zur Orientierungshilfe dient euch eine kleine Mini Map am rechten Bildschirmrand, die nicht nur Feinde anzeigt, sondern auch alle sammelbaren Gegenstände. Dennoch ist die Kameraperspektive gelungen und das Konzept geht voll auf.
Entdeckerin
Die Entwickler haben sich größte Mühe dabei gegeben euch eine authentisch fremd wirkende Umgebung zu präsentieren und meiner Meinung nach haben sie es geschafft wie kein Studio zuvor. Zu Beginn eures Abenteuers findet ihr an jeder Ecke neue Dinge. Von seltsamen Artefakten, ungewöhnlichen Objekten, eigenartigen Parasiten bis hin zu verrückten Schusswaffen ist alles da, was das Sci-Fi Herz begehrt. Hier alle unterschiedlichen Gegenstände aufzuzählen würde vermutlich den Rahmen des Tests sprengen, deshalb versuche ich euch mal einen groben Überblick über die wichtigsten Elemente zu verschaffen.
Im Verlauf eures Durchlaufs findet ihr die unterschiedlichsten Objekte, einige werden euch heilen oder eure Lebensanzeige erhöhen, andere dienen euch als eine Art Währung. So lassen getötete Feinde sogenanntes Oblit fallen. Dieses könnt ihr nutzen, um Artefakte herzustellen, die euren Schutz oder Schaden erhöhen. Sowohl die Obliten, als auch die genannten Artefakte gehen euch im Tod verloren. Anders sieht es da mit dem Äther aus, das dient euch ebenfalls als eine Art Währung, ist jedoch deutlich seltener zu finden und bleibt euch nach dem Tod erhalten. Mit Äther könnt ihr zum Beispiel ein Gerät bedienen, welches euch im Falle des Todes ein einziges Mal zurückholt und euch eine zweite Chance gewährt.
Darüber hinaus könnt ihr mit dem Äther verunreinigte Gegenstände reinigen. Es gibt Truhen, die verunreinigt sind, Heilgegenstände und Oblitsäulen. Wer verunreinigte Gegenstände aufnimmt oder solche Truhen öffnet, läuft Gefahr sich eine Fehlfunktion einzufangen. Eine Fehlfunktion behindert eure Fähigkeiten und stellt einen deutlichen Nachteil dar. Fehlfunktionen können auch gestapelt werden und müssen durch besondere Herausforderungen wie das Töten einer bestimmten Anzahl an Gegnern im Nahkampf aufgehoben werden. Zudem könnt ihr Schlüssel finden, die euch besondere Truhen oder Türen öffnen können. Dahinter verbergen sich oft starke Artefakte oder Parasiten. Bei den Parasiten muss man stets abwägen, ob der Vorteil den Nachteil überwiegt, denn Parasiten bringen beides mit. Ein Parasit erhöht zum Beispiel euren Schutz, verringert jedoch gleichzeitig eure Leistung (Waffenstufe).
Vielfältig
Ein weiterer Pluspunkt ist die Vielfältigkeit und der Soundtrack des Titels. Der Soundtrack überzeugt mit Klängen eines Synthesizers und dröhnenden Bässen, während die Umgebungen der unterschiedlichen Level abwechslungsreich und sonderbar erscheinen. Auch deren Feinde und die zahlreichen Waffen, die man finden kann zeugen von viel Kreativität. Während die Starndardpistole nicht übermäßig aus dem bekannten Muster fällt, sieht es mit den weiteren Waffen anders aus. Da wäre zum Beispiel ein Bolzengewehr, welches lange Bolzen verschießt, die in Wänden oder Gegnern steckenbleiben und permanenten Schaden verursachen. Der Clou, verschießt man ganz viele Bolzen im Raum, dann verbinden sich die Bolzen zu einem Lasernetz, welches Gegner massiven Schaden zufügen kann. Jedes Gewehr verfügt zudem über einen speziellen angriff, dabei entscheidet der Zufall, welcher Spezialangriff gerade zur Verfügung steht. So kann man Granaten, wuchernde Tentakeln oder auch Lenkraketen auf die Feinde loslassen. Ich habe schon lange kein spiel mehr gesehen, wo die Waffen so kreativ und fremdartig wirkten. Es hat verdammt viel Spaß gemacht mit diesen zu experimentieren und mit jedem neuen Gewehr musste ich meine Taktik dramatisch abändern.
Fazit
„Returnal“ hat eindrucksvoll bewiesen, dass Roguelites sowie Shoot ’Em Ups definitiv auch im AAA-Bereich einen Platz haben sollten. Ich konnte mich nur schwer vom Spiel lösen und wollte bei jedem neuen Durchlauf weiter kommen, als beim Letzten. Der stimmige Soundtrack und das packende Gameplay zogen mich in seinen Bann. Das Spielprinzip ist grandios ausbalanciert. Frust- und Glücksmomente halten sich unentwegt die Waage. Es macht Spaß die diversen Gegenstände und Waffen zu entdecken. Wer wirklich alles sehen und entdecken möchte wird locker auf 30 Spielstunden und weit darüber hinaus kommen. Das Erkunden der Welt ist äußerst spannend, da es gleichzeitig fremdartig und doch so vertraut erscheint. Vieles im Spiel erinnerte mich an unterschiedliche Spiele und Filme. Ständig musste ich an James Camerons Film „Abyss“ und an Ridley Scotts „Alien“ denken. Spiele wie „Metroid Prime“, „Geometry Wars“ und sogar kurzzeitig „Sekiro“ kamen mir in den Sinn, als ich den Titel spielte.
Die Entwickler haben einen großartigen ersten Titel für die PlayStation 5 erschaffen, der mit Partikeleffekten nicht geizt und eine fordernde, aber keineswegs unmögliche Herausforderung darstellt. Darüber hinaus kommt der Titel ganz ohne Ladezeiten aus. Umso schmerzlicher ist es, dass der Titel nicht frei von Fehlern ist. So erlebte ich in meinem knapp 26 stündigen Durchlauf der Kampagne zwei Spielabstürze, der Sound setzte mehrmals komplett aus und manches Mal gingen keine Türen mehr auf, sodass nur noch ein Neustart half. Bei so einem Spielprinzip sind solche Fehler fatal. Darüber hinaus existiert keine Speicheroption. Wer mitten im Durchlauf ist und zu einem anderen Spiel wechseln möchte oder die Konsole runterfährt, beendet auch gleichzeit den Run. Dabei wäre ein ähnliches Speichersystem wie es zum Beispiel Dark Souls nutzt eine pasable Lösung gewesen. Ich gehe fest davon aus, dass die Entwickler in den nächsten Wochen die Bugs beheben werden und möglicherweise eine Lösung für das Speicherproblem finden werden. Dementprechend vergebe ich:
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